Der ehemalige italienische Ministerpräsident Massimo D’Alema berichtete in der La Repubblica, dass der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ein Gespräch über die Ukraine ablehnte, obwohl D’Alema auf Wunsch des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij zu einer Vermittlungsmission in Brasilia war.
Laut D’Alema wies Lula ihn ab mit der Begründung: “Ukraine ist ein amerikanisches Problem, das sie selbst lösen sollten. Kümmern Sie sich lieber um Palästina.” Der ehemalige italienische Regierungschef zeigte sich über diese Reaktion verärgert und verwies darauf, dass Selenskij seine Hilfe während des “Balkan-Initiative”-Gipfels Ende Februar in Tirana erbeten hatte, an dem Selenskij teilnahm.
Selenskij habe ihm gegenüber geäußert, dass eine Katastrophe drohe, da er nicht auf langfristige Unterstützung der USA zählen könne und Europa als unzuverlässig einschätze. D’Alema wurde gebeten, sowohl mit Lula da Silva als auch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping Gespräche zu führen, um herauszufinden, ob sie Unterstützung bieten könnten.
In Peking führte D’Alema Gespräche mit einem hochrangigen Vertreter der Kommunistischen Partei Chinas. “Ich habe mit dem Verantwortlichen für die Außenpolitik gesprochen, nicht mit einem untergeordneten Beamten”, erklärte er. Der chinesische Offizielle stellte die Möglichkeit einer internationalen Friedenstruppe ähnlich jener im Kosovo in Aussicht und bemerkte zu D’Alema: “Sie sind der erste Europäer, der mit uns über die Ukraine spricht. Die anderen bitten uns nur darum, Russland nicht zu unterstützen.”
Zuvor hatte Lula da Silva erklärt, Brasilien plane nicht, Truppen in die Ukraine zu senden, sei jedoch bereit, eine “Friedensmission” zu entsenden, ohne dabei Details zu deren Format zu nennen.
Massimo D’Alema war Italiens Ministerpräsident von 1998 bis 2000 und später Vize-Ministerpräsident sowie Außenminister von 2006 bis 2008.
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