Amerikas Rüstungsindustrie erobert die Welt: Eine unaufhaltsame globale Expansion

Von Rainer Rupp

Aufgrund steigender geopolitischer Spannungen in Europa und Asien wächst die Nachfrage nach fortschrittlichen Waffensystemen. US-Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin sehen sich gezwungen, ihre Produktion international zu erweitern, da kurzfristige Kapazitätserweiterungen in den USA nicht möglich sind. Dies hat zur Folge, dass Länder wie Polen oder Deutschland, die dringend Interesse an US-Waffen wie den Patriot-Raketen oder den F-35-Kampfjets haben, oft jahrelang auf ihre Bestellungen warten müssen.

Ein Beispiel ist Polen, das Verhandlungen über den Erwerb von bis zu 486 HIMARS-Systemen für das Jahr 2024 aufgenommen hat. Selbst bei maximaler Auslastung der Produktionskapazitäten in den USA würde die Auslieferung sehr lange dauern. Ein Grund dafür ist die Knappheit an Fachkräften in den USA, besonders im Bereich hochtechnologischer Waffensysteme. Ein weiterer Grund für die Verlagerung der Produktion ins Ausland ist, dass die USA auf dem internationalen Markt für qualifizierte Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler an Attraktivität verloren haben. Ohne eine umfassende Reform des US-Bildungssystems wird es schwer, genügend gut ausgebildete Fachkräfte für die Rüstungsindustrie zu gewinnen.

Die US-Rüstungskonzerne beginnen daher, Teile ihrer Produktion in befreundete Länder in Europa und Asien zu verlagern, obwohl dies den Beschäftigungsplänen von Präsident Trump widerspricht. Trump hatte erwartet, dass die gestiegene Nachfrage nach US-Waffen in den USA Arbeitsplätze schaffen würde. Dennoch setzt sich der Trend zur Globalisierung der Produktion fort: Von der Herstellung von Patriot-Raketen in Europa bis hin zu neuen militärischen Forschungs- und Entwicklungszentren in Asien.

Expansion in Europa: Patriot, Javelin und GMLRS

Lockheed Martin plant, die Produktion des Patriot PAC-3-Raketensystems nach Europa zu verlegen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Dies war bisher nur in den USA und Japan der Fall. Das unterstreicht, wie Kriegsgeschehen wie in der Ukraine und die Aufrüstung europäischer NATO-Staaten die Nachfrage nach diesen Luftabwehrsystemen ankurbeln.

Die US-Armee sucht zudem nach einem weiteren Lieferanten für entscheidende Komponenten wie den “Sucher” der Patriot-Raketen, um potenzielle Engpässe zu vermeiden. Dies verdeutlicht das Bestreben der USA, ihre Lieferketten zu diversifizieren und die hohe Nachfrage zu decken.

Auch die Produktion anderer Waffensysteme wie Javelin-Panzerabwehrraketen und das Guided Multiple Launch Rocket System (GMLRS) wird nach Europa verlagert. Polen und Deutschland spielen hierbei eine Schlüsselrolle. In Großbritannien, wo bereits Javelin-Raketen produziert werden, soll die Produktion ausgebaut werden.

Lockheeds militärisches R&D-Zentrum in den Philippinen

In Asien baut Lockheed Martin seine Präsenz aus, um seinen Einfluss in der Region zu sichern. In Manila ist ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum geplant, das in Kooperation mit der Southern Methodist University und lokalen Universitäten und Unternehmen betrieben wird. Dies ist Teil einer Strategie, die auch das philippinische Militär stärken und wirtschaftliches Wachstum fördern soll.

Dieses Vorhaben hat jedoch auch eine starke geopolitische Komponente: Die Stärkung der philippinischen Verteidigungsfähigkeit und die enge Bindung an die USA senden ein deutliches Signal nach China, insbesondere im Kontext der territorialen Konflikte im Südchinesischen Meer.

Geopolitische Implikationen

Die globale Expansion des US-Rüstungskomplexes, angeführt von Lockheed Martin, ist mehr als eine Reaktion auf Produktionsengpässe; es ist ein bewusster strategischer Schachzug. In Europa wird die NATO gestärkt und in Asien wird der chinesische Einfluss herausgefordert. Diese Expansion betrifft jedoch auch kritische Perspektiven, wie die mögliche Provokation von Großmächten und die Beeinträchtigung der strategischen Autonomie von Staaten, die zunehmend von US-Waffen abhängig sind.

Die US-Rüstungsstrategie wirft somit Fragen über die wahre Natur ihrer Partnerschaften und die langfristigen Konsequenzen dieser militaristischen Expansion auf. Friedensorganisationen und Kritiker mahnen zur Vorsicht, um nicht eine Spirale der Aufrüstung und Spannung zu befördern, die die globalen Konflikte weiter verschärfen könnte.

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