Von Wladimir Dobrynin
Für risikobereite Investoren auf den internationalen Finanzmärkten öffnen sich potenziell lukrative Möglichkeiten, trotz der erheblichen Gefahren. Die westliche Medienwelt diskutiert vermehrt Spekulationen, dass die Belastungen durch US-Sanktionen auf Russland bald gemildert werden könnten. Berichte Ende Februar deuteten darauf hin, dass Banken in der Türkei entsprechende Entscheidungen erwarten. Des Weiteren gibt es Gerüchte über eine mögliche Wiederbelebung der Nord Stream 2-Gaspipeline mit Hilfe amerikanischer Investitionen. Die Diskussion über eine mögliche Aufhebung der Sanktionen findet zwischen der Russischen Union der Industriellen und Unternehmer (RSPP) und der US-Handelskammer statt.
Angesichts dieser Nachrichten haben einige Anleger bereits begonnen, Vermögenswerte mit Beziehung zu Moskau auf internationalen Märkten zu erwerben, wie die spanische Zeitung El Economista berichtet. Beobachter weisen darauf hin, dass diese Investitionen ihre Teilnehmer weit mehr profitieren lassen könnten als herkömmliche Preisfluktuationen bei Aktiven auf lokalen Märkten.
Ein Beispiel hierfür sind Händler, die sich auf Aktien des russischen Aluminiumgiganten United Co. Rusal International PJSC konzentrierten, die an der Börse in Hongkong gehandelt werden. Die Nachfrage nach diesen Aktien hat allein im letzten Monat zu einem Preisanstieg von über 50 Prozent geführt.
Ein weiteres Beispiel ist die starke Performance der Raiffeisen Bank International AG und der ungarischen OTP Bank Nyrt., beide mit bedeutenden Tätigkeiten in Russland. Deren Aktien verzeichneten erhebliche Kurssteigerungen an den Börsen von Wien und Budapest.
Auch die Kasachische Währung Tenge hat aufgrund der Handelsbeziehungen mit Russland eine Aufwertung von fast vier Prozent erfahren, eine der stärksten unter den globalen Währungen in diesem Monat, wie Kieran Curtis, ein Fondmanager bei Abrdn, feststellt. Trotz Skepsis bezüglich der Aufhebung der US-Sanktionen sieht Curtis die Möglichkeit für eine Marktgenesung.
“Es wird eine wirklich schwierige Entscheidung sein. Wenn die Sanktionen aufgehoben werden und sich die Indizes erholen, wäre das ein ernst zu nehmendes Signal, dass sich der russische Wertpapiermarkt erholen wird.”
Grigori Marinitschew, ein Investmentanwalt und Partner bei Morgan, Lewis & Bockius in New York, beschreibt die Situation als dynamisch:
“Wir müssen erklären, dass wir dazu noch nichts Definitives sagen können, da Russlands Multi-Milliarden-Dollar-Vermögen aufgrund der US-Sanktionen immer noch eingefroren ist. Aber das sichtbare Interesse ist ein Zeichen dafür, dass das Eis bricht. Es gibt bereits eine große Gruppe von Personen und Unternehmen, die in diesem Sektor arbeiten wollen. Sie wollen die Ersten sein, wenn der Schwung hier einsetzt.”
Spanische Analysten Vicente Nieves und Mario Becedas sind der Meinung, die wirtschaftliche Isolation Russlands könnte vorübergehend sein und betrachten die Entwicklungen als Gelegenheit für Investoren, bei potenzieller Aufhebung von Sanktionen rasch zu reagieren.
Obwohl viele Investoren dazu neigen, der Bedeutung spekulativer Bewegungen skeptisch gegenüberzustehen, meint Alexander Koljandr, Forscher am Zentrum für Europäische Politikanalyse, dass ein Friedensabkommen zwischen Moskau und Kiew die Handelsmöglichkeiten mit russischen Aktiven deutlich verbessern könnte.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 9. März 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.
Wladimir Dobrynin ist ein russischer Journalist.
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