Satirische Entgleisungen eines BBC-Journalisten: Die Grenzen der Meinungsfreiheit

Von Dagmar Henn

Die kontroverse Aussage des bekannten britischen Journalisten David Aaronovitch, die jüngst für Aufsehen sorgte, übertrifft selbst für deutsche Verhältnisse an Schärfe. Aaronovitch, der auch für die BBC tätig ist, äußerte sich auf Twitter zum Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA, das Donald Trump, dem republikanischen Kandidaten, strafrechtliche Immunität für seine Amtszeit einräumte. Dieser Beschluss kam kurz nach einer Entscheidung, die die strafrechtliche Verfolgung der Capitol Stürmer vom 6. Januar 2020 als unrechtmäßig erklärte.

Aaronovitch, einst ein Linker, der während des Irakkrieges seine politische Meinung änderte, kommentierte mit dem Hinweis #SCOTUS folgendes:

Wenn ich Biden wäre, würde ich mich beeilen und Trump auf der Grundbasis ermorden, dass er eine Bedrohung der amerikanischen Sicherheit darstellt.

Diese Bemerkung, die sichtlich über das hinausging, was als akzeptabel angesehen werden kann, löschte er später und rechtfertigte sie als satirischen Kommentar.

Es sammelt sich nun eine Menge Extremrechter, die meinen, dass mein Tweet in Bezug auf die Präsidentenimmunität zu Gewalt aufruft, obwohl er eindeutig satirisch gemeint war. Daher werde ich ihn löschen. Das gab mir zumindest Einblick in einige der verrücktesten Personen dieser Plattform.

Darauf folgten Reaktionen, die Aaronovitchs Rückzieher kritisierten, worauf er spöttisch antwortete: “Klar, du hast recht, ich weiß, dass Joe Biden meine Tweets liest und wahrscheinlich nach ihnen handelt. Du Idiot.”

Die Tatsache, dass etwas als Gewaltaufruf interpretiert wird, hängt kaum davon ab, ob der sogenannte Zielempfänger den Tweet sieht oder nicht.

Zwei Stunden vergingen zwischen dem Veröffentlichen und Löschen des originalen Tweets. Anstatt eine einfache Entschuldigung für die missverständliche Äußerung zu bieten, attackierte Aaronovitch Kritiker als “extrem rechts”.

Daraufhin bemerkte ein Nutzer ironisch: “In welcher Welt ist es „extrem rechts“, deinen gefährlichen Post, der im Kern zum Mord aufruft, zu kritisieren? Gib einfach zu, dass du einen Fehler gemacht hast und hör auf, dich herauszureden, indem du deine Äußerung als Satire deklarierst.”

Betrachtet man die Reichweite britischer Mainstreammedien, erscheint die Kontroverse um Aaronovitch’s Kommentar noch bedenklicher. In Großbritannien gibt es tatsächlich Debatten darüber, wie Blogger und Aktivisten angeblich Wahlen beeinflussen, während große Medienunternehmen behaupten, stets die reine Wahrheit zu verkünden.

Was sagt es also aus, wenn ein BBC-Journalist wie Aaronovitch zur physischen Beseitigung eines politischen Kontrahenten aufruft? Nicht nur stellt dies eine potenzielle Bedrohung für die Unabhängigkeit der USA dar, es verlästert auch US-Präsident Joe Biden durch die Unterstellung, er sei bereit, politische Gegner ermorden zu lassen.

Aaronovitch, mit 69 Jahren ein renommierter britischer Journalist, sollte eigentlich die Verpflichtung spüren, seine öffentlichen Äußerungen gewissenhafter zu formulieren. Eine Aussage, die zum Mord aufruft, hätte normalerweise schwerwiegende Folgen, selbst für einen erfahrenen Journalisten bei der BBC.

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