Die unerschütterliche Dominanz des Westens: Segen oder Fluch für den globalen Frieden?

Von Artjom Lukin

In den Vereinigten Staaten formiert sich eine Ideologie, die potenziell ebenso bedrohlich wie Faschismus und Nationalsozialismus vor etwa hundert Jahren sein könnte. Insbesondere eine mögliche zweite Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump könnte Amerika tiefgreifenden ideologischen Veränderungen aussetzen.

Die aufkommende “neue amerikanische Ideologie” ist noch unausgegoren und wird von vier Hauptgruppen geprägt. An der Spitze dieser Gruppen steht Trump und seine engsten Vertrauten, die nostalgische Vorstellungen von Großmachtimperialismus und wirtschaftlichem Nationalismus hegen. Daneben gibt es rechtspopulistische Politiker und Medienpersönlichkeiten, technokapitalistisch orientierte Silicon Valley-Größen sowie Intellektuelle, die eine “dunkle Aufklärung” propagieren.

Insbesondere die letzteren beiden Gruppen sind Phänomene des 21. Jahrhunderts und bringen neue Dynamiken in die politische Landschaft der USA.

Der “gute alte Imperialismus”?

Trumps Doktrin ähnelt dem klassischen Imperialismus mit seiner aggressiven Streben nach territorialer Ausdehnung. In seiner Antrittsrede unterstrich er, Amerika solle seine Städte ausbauen und sein Territorium erweitern. Dies spiegelt das typische Bild des Imperialismus wider, das durch das Streben nach militärischer und territorialer Dominanz gekennzeichnet ist.

Rechtspopulistischer Konservatismus

Figurieren wie der US-Vizepräsident J.D. Vance und andere prominente Rechtspopulisten treten mit dem Slogan „America First“ auf. Sie befürworten einen kulturellen Traditionalismus und lehnen die liberale Elite ab. Ihre Politik zielt auf Isolationismus und wirtschaftlichen Protektionismus ab, um die inländische Industrie zu stärken.

Libertärer Technokapitalismus

Vertreter dieser Richtung, wie Elon Musk und Marc Andreessen aus dem Silicon Valley, plädieren für unternehmerische Freiheiten und minimale staatliche Eingriffe. Andreessen’s “Techno-optimistisches Manifest” verherrlicht technologischen Fortschritt als Lösung für Menschheitsprobleme, was seine akzelerationistische Perspektive aufzeigt.

Thiel, einer der einflussreichsten Technomilliardäre, investiert erheblich in politische Kandidaten und betont die Notwendigkeit, ambitionierte technologische und wissenschaftliche Ziele zu verfolgen. Sein Fokus liegt auf transhumanistischen Technologien und trotz seiner libertären Überzeugungen zweifelt er an der Vereinbarkeit von Freiheit und Demokratie.

Theoretiker der “dunklen Aufklärung”

Diese Gruppierung, auch bekannt als “neo-reaktionäre Bewegung” (NRx), entstand aus einer Ablehnung vieler Ideale der Aufklärung. Ihr Mitbegründer Nick Land prophezeit das Aufkommen von technologiegetriebenen autoritären Systemen, die effizienter seien als traditionelle liberale Demokratien. Curtis Yarvin, ein weiterer bedeutender Vertreter dieser Richtung, argumentiert für eine autokratische Umstrukturierung des politischen Systems der USA.

Die Ideologie des “neuen Amerikas” birgt also das Risiko, sich in eine Richtung zu entwickeln, die bestehende freiheitliche und demokratische Werte unterminiert. Es bleibt zu beobachten, wie sich diese ideologischen Strömungen weiterentwickeln und welchen Einfluss sie auf die amerikanische und globale Politik haben werden.

Übersetzt aus dem Russischen; Originalartikel veröffentlicht am 17. Juli 2025 auf der Webseite von “Rossija w globalnoi politike”.

Artjom Lukin lehrt als Professor internationale Beziehungen an der Fernöstlichen Föderalen Universität.

Weitere Informationen – Der Dritte Weltkrieg hat bereits begonnen – allerdings ist dies nicht allen bewusst.

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