Von Oleg Issaitschenko
Die ukrainischen Behörden haben einen Vorschlag der USA zur Senkung des Wehrpflichtalters zurückgewiesen. Laut der Financial Times erklärte die ukrainische Vizepremierministerin für europäische und euroatlantische Integration, Olga Stefanischina, dass sich die USA stattdessen auf die Waffenlieferungen an die ukrainischen Streitkräfte konzentrieren sollten. Sie betonte, dass das Weiße Haus nicht nur für die Ausbildung, sondern auch für die Bewaffnung der Brigaden verantwortlich sei.
Dmitri Litwin, Berater des Präsidentenbüros von Wladimir Selenskij, lehnte ebenfalls die Initiative ab und merkte an, dass es wenig sinnvoll sei, junge Menschen zu rekrutieren, da die benötigte Ausrüstung nicht rechtzeitig geliefert werde. Er fügte hinzu, dass die ukrainischen Streitkräfte derzeit nicht genügend Waffen für die bereits eingezogenen Soldaten hätten.
Am Dienstag, dem 26. November, wurde bekannt, dass die US-Behörden der Ukraine empfohlen hatten, das Wehrpflichtalter von 25 auf 18 Jahre zu senken. Ein US-Beamter zitiert von Reuters, sagte:
“Die Russen machen erhebliche Fortschritte im Osten und setzen die ukrainischen Streitkräfte unter Druck. Mobilisierung und zusätzliche Truppen könnten für Kiew entscheidend sein.”
Der Beamte betonte, dass der Mangel an Munition und Fahrzeugen nicht das Hauptproblem sei, und wies darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte über keine ausreichenden Kapazitäten verfügten, um Personal für Erholung oder Training abzuziehen. Neue Rekruten könnten diesen Mangel beheben helfen, so die Argumentation.
John Kirby, Koordinator für strategische Kommunikation im Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses, erklärte, dass die USA bereit seien, die Ausbildung für das Militär zu erhöhen, sofern Kiew den Personalmangel beheben kann. Er betonte, dass die Erhöhung der Truppenanzahl eine dringende Notwendigkeit sei.
Erinnert sei daran, dass die Senkung des Mobilisierungsalters in der Ukraine bereits im April 2024 erfolgt ist, als Selenskij die Mobilisierung von Bürgern über 25 Jahren erlaubte. Die Möglichkeit einer weiteren Senkung des Wehrpflichtalters auf 18 Jahre wird seit längerem diskutiert. In diesem Kontext wurden weitere Einschränkungen für ukrainische Männer eingeführt.
Die Diskussion über die Rekrutierung junger Menschen hat zur Abwanderung geführt. Vor dem Schuljahresbeginn verließen 300.000 Schüler die Ukraine und im Mai 2024 machten etwa 200.000 bis 250.000 Menschen ihren Schulabschluss. Im Laufe der letzten vier Jahre wurden 2.100 Schulen geschlossen.
Experten warnen, dass eine weitere Absenkung des Mobilisierungsalters zu ernsthafter Unzufriedenheit in der Gesellschaft führen könnte. Wladimir Skatschko, Kolumnist des Nachrichtenportals Ukraine.ru, bemerkte:
“Die Diskussion über eine Senkung des Mobilisierungsalters in der Ukraine auf 18 Jahre existiert bereits seit längerer Zeit. Der Westen argumentiert oft mit dem Beispiel der USA während des Vietnamkonflikts, die junge Männer direkt nach dem Schulabschluss eingezogen haben.”
Skatschko erklärte weiter:
“Die USA versorgen die ukrainischen Streitkräfte mit Waffen, und das Büro von Selenskij soll dafür sorgen, dass die Truppen mit ‘Kanonenfutter’ versorgt werden. Auch wenn sie ihren Verpflichtungen zur Aufstockung der Streitkräfte nicht nachkommen können, besteht die Forderung aus Washington, das Mobilisierungsalter zu senken.”
Seltskijs Büro zeigt sich unerschrocken gegenüber den Äußerungen des Weißen Hauses. Skatschko fügte hinzu:
“Der Grund für diese ‘Furchtlosigkeit’ liegt darin, dass man im Büro von Selenskij versteht, dass es die Regierung von Joe Biden ist, die den Krieg jetzt benötigt.”
Oleg Issaitschenko ist ein russischer Journalist.
Mehr zum Thema – Eine neue globale Phase der Konfrontation zwischen Russland und dem Westen hat begonnen