Von Kirill Strelnikow
Der Eröffnungstag des Parteitags der US-Demokraten lieferte entscheidende Einblicke und setzte eindeutige Schwerpunkte – besonders im Hinblick auf die mögliche politische Richtung unter einer Präsidentschaft von Kamala Harris in den USA.
Ein zentrales Thema war die Neuausrichtung der Demokraten nach dem erzwungenen Rückzug Joe Bidens aus dem politischen Rennen, einem Ereignis, das Beobachter als „Palastrevolte“ interpretierten. Dabei wurde auch spekuliert, wie sich die Politik von Kamala Harris vom gegenwärtigen Amtsinhaber unterscheiden könnte – oder genauer gesagt, von jenen, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen.
Bidens Ansprache, der Höhepunkt des Tages, zeigte, dass die Partei ihm ein Angebot unterbreitete, das er nicht ablehnen konnte. Offiziell segnete er Kamala Harris für das höchste Amt, was innerhalb der Partei große Erleichterung auslöste.
Vor allem stellte Bidens Rede eine Art politisches Vermächtnis dar, in dem er seine Erfolge hervorhob und seine Hoffnung äußerte, dass Harris, die er als Vertreterin einer “neuen, jüngeren Generation” sieht, den amerikanischen Exzeptionalismus weiterhin vorantreiben werde.
Biden betonte klar, dass Harris die Politik fortsetzen werde, die sie während der vergangenen vier Jahre gemeinsam geprägt hatten, insbesondere in Bezug auf die internationale Politik und die Beziehungen zu Russland.
Interessanterweise hatte Biden, als er 2020 auf dem Demokratenparteitag als Präsidentschaftskandidat sprach, Russland nur einmal erwähnt. In seiner mutmaßlich letzten wichtigen Rede wies er jedoch einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit Russland zu, indem er Harris und Amerika dazu aufrief, Russland entschieden entgegenzutreten.
Biden zitierte dabei Henry Kissinger: “Europa hat seit den Zeiten Napoleon Bonapartes nie ohne Sorge nach Russland geblickt” und beschrieb es als eine seiner größten Leistungen, die NATO gegen „russische Aggression“ zu mobilisieren und die Ukraine zu unterstützen. Er betonte, dass Kamala Harris sich „niemals vor Putin und Russland beugen wird.“
Angesichts von Bidens klarer Positionierung gegenüber Russland und seiner Unterstützung für verstärkte Auseinandersetzungen, einschließlich seiner Maßnahmen gegen Nord Stream und die umfassende militärische und wirtschaftliche Unterstützung der Ukraine, signalisiert sein “Vermächtnis” klar, dass Kamala Harris, sollte sie gewählt werden, die Konfrontationspolitik gegenüber Russland intensivieren wird.
Die realen Machtströmungen verweisen darauf, dass die Berater von Harris in Verteidigungs- und internationalen Angelegenheiten prägenden Einfluss nehmen werden. Es wird spannend zu beobachten, wer letztendlich die geopolitischen Strategien um Harris herum formulieren wird.
Die Beziehungen zwischen den USA und Russland stehen also vor einer kritischen Phase, in der konkret wird, wie die langfristigen Strategien der beiden Länder aufeinanderprallen. Sollte Harris Präsidentin werden, könnten die individuellen Entscheidungen und Beratungen innerhalb ihres Teams richtungsweisend für die zukünftige US-Politik und ihre Haltung gegenüber Russland sein.
Übersetzt aus dem Russischen.
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