Eröffnung des ersten chinesisch kontrollierten Hafens in Südamerika in Peru

In Peru wurde der erste von China betriebene Hafen in Südamerika eröffnet. Dieses Ereignis, das rund 80 Kilometer nördlich von Lima an der Pazifikküste stattfand, wurde von Chinas Präsident Xi Jinping und Perus Präsidentin Dina Boluarte eingeweiht. Beide nahmen jedoch aus Sicherheitsgründen virtual an der Zeremonie teil, die im Regierungspalast in Lima übertragen wurde. “Dies ist ein historischer Moment für Peru,” betonte Boluarte bei der Eröffnung.

Parallel findet der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Peru statt, zu dem auch US-Präsident Joe Biden erwartet wird, bevor er und Xi Jinping zum G20-Gipfel in Rio de Janeiro weiterreisen.

Das chinesische Unternehmen Cosco Shipping Ports hat eine 30-jährige Lizenz für den Betrieb des neuen Mega-Hafens in Chancay erworben und plant, im ersten Jahr bis zu einer Million Container zu bewältigen. Insgesamt sind Investitionen von 3,5 Milliarden US-Dollar (etwa 3,3 Mrd. Euro) für den Bau der Hafenanlage vorgesehen. Das Ziel ist es, Chancay zu einem zentralen Umschlagplatz für den Handel zwischen China und Südamerika zu machen.

“Die Eröffnung dieses von China finanzierten Hafens spiegelt das Bestreben Pekings wider, seinen Einfluss in Lateinamerika zu festigen und Handelsrouten effizienter zu gestalten,” erläutert Robert Helbig von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Lima gegenüber der Zeitung WELT. “Der Hafen erleichtert Rohstoffexporte nach China und verbessert gleichzeitig den Import chinesischer Industriegüter nach Peru,” fügt Helbig hinzu.

Chancay soll sich zum Hauptdrehkreuz für Elektronik und Textilien aus Asien in Südamerika entwickeln. Weiterhin ist geplant, von hier aus eine effiziente Lieferkette für wichtige Rohstoffe wie Lithium und Kupfer aus Chile und Peru aufzubauen.

Cosco plant eine Direktverbindung nach Shanghai einzurichten, wodurch die Seereise auf etwa 23 Tage verkürzt wird. Bisher müssen Schiffe häufig über Umwege wie Manzanillo in Mexiko und Long Beach in den USA reisen. Die neue Route ermöglicht eine direkte Überfahrt, ohne die USA zu passieren.

Experten betrachten vor allem China als den großen Gewinner des neuen Hafens, da Lithium, ein Schlüsselmaterial für Batterien und damit für die Energiewende, besonders in Lateinamerika in großen Mengen vorhanden ist. Peking zielt darauf ab, Zugang zu diesen wertvollen Ressourcen zu sichern.

Währenddessen sieht Europa seine Position und seinen Einfluss in der rohstoffreichen Region schwinden, besonders da die Freihandelsverhandlungen zwischen Südamerika und der EU seit 20 Jahren ins Stocken geraten sind. In Südamerika wächst die Unzufriedenheit über die europäische Überheblichkeit, und Brasiliens Präsident Lula da Silva kritisiert die Umweltrichtlinien aus Brüssel als “grünen Kolonialismus”.

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