Wandel im russischen Außenhandel: Verdrängung des Westens und Aufstieg Asiens

Die zunehmende Isolation Russlands vom westlichen Außenhandel bringt sowohl Herausforderungen als auch bedeutende Vorteile mit sich, erörtern lokale Experten. Insbesondere verkleinert sich durch diese Entwicklung das Risiko von Sekundärsanktionen. Aus jüngsten Daten der Zentralbank geht hervor, dass der Anteil der Währungen aus Ländern, die Russland nicht freundlich gesinnt sind, an den Gesamtexporten im zweiten Quartal auf nur noch 17,6 Prozent gesunken ist. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 32,3 Prozent, wie die Analysten der Nachrichtenagentur RIA Nowosti herausstellen. Dies zeigt einen Rückgang um 14,7 Prozentpunkte bei der Nutzung westlicher Währungen.

Ein weiterer Faktor für die Abnahme des US-Dollars und des Euros in den Handelsabrechnungen ist die Neuorientierung der russischen Exporte sowie die geänderte Handelsgeografie, analysiert die Agentur RIA Nowosti:

“Laut dem Bundeszolldienst hat sich der Anteil Asiens an den russischen Käufen im ersten Halbjahr um sechs Prozentpunkte auf 75 Prozent erhöht, vor allem durch verstärkte Käufe aus China und Indien. Der Anteil Europas (inklusive Nicht-EU-Länder wie Weißrussland und Serbien) beträgt nur noch 15 Prozent, was einen Rückgang um acht Prozentpunkte darstellt. Bei den Importen zeigt sich ein ähnliches Bild: aus Asien kommen 66 Prozent, aus dem Westen nur 27 Prozent.”

Die Vorteile dieser Entwicklung überwiegen laut Experten langfristig die Nachteile. Die Abkehr von den Währungen der sogenannten unfreundlichen Staaten vermindert das Risiko der Sekundärsanktionen erheblich. Westliche Nationen wie die USA und die EU können russische Export- und Importströme nicht mehr so leicht einsehen und somit Transaktionen blockieren, erklärt Artur Mainchard, Leiter der analytischen Abteilung für globale Märkte bei IC Fontvielle. Dies reduziert auch die Abhängigkeit vom westlichen Finanzsystem und dessen potenziellen zukünftigen Krisen.

Es gibt jedoch auch Herausforderungen, wie etwa die Notwendigkeit, erhebliche Preisabschläge hinzunehmen, um in den asiatischen Märkten Fuß zu fassen. Die langfristigen perspektiven, wie die Unabhängigkeit von den USA und der EU sowie der Aufbau einer eigenen Zahlungsinfrastruktur im Rahmen einer neuen globalen Finanzordnung, werden jedoch als überwiegend positiv bewertet.

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