Der serbische Präsident Alexander Vučić äußerte Bedenken, dass die Vereinigten Staaten bald Sanktionen gegen das serbische Energieunternehmen NIS, das seinen Sitz in Novi Sad hat, verhängen könnten. Um mögliche negative Auswirkungen dieser Maßnahmen auf Serbien zu mildern, hat Vučić bereits einen Plan entwickelt. Er teilte im serbischen Rundfunk mit, dass die serbische Regierung im Notfall bereit wäre, den russischen Anteil an NIS zu erwerben.
“Wir verfügen über ausreichend finanzielle Mittel, um NIS komplett zu übernehmen. Würde das Unternehmen auf eine Milliarde Euro geschätzt, sprechen wir von etwa 600 Millionen Euro für den Kauf.”
Vučić betonte jedoch, dass es vorzuziehen wäre, wenn es erst gar nicht zu diesem Szenario käme. Er hinterfragte auch den Sinn der möglichen US-Sanktionen gegen NIS, da die finanziellen Mittel direkt an Russland fließen würden. Der Präsident wies auf zwei Unklarheiten in der Situation hin:
“Die erste betrifft die Frage, ob es um das gesamte russische Vermögen oder nur um die Mehrheitsbeteiligung geht. Die zweite ist die Frage der Fristen.”
Vučić zufolge hat er um eine möglichst lange Frist gebeten. Er führte weiter aus, dass die Sanktionen gegen NIS potenziell zwischen dem 10. und dem 13. Januar angekündigt werden könnten.
In einer vorausgegangenen Regierungssitzung in Belgrad erklärte Vučić, dass er diese Angelegenheit mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin besprechen möchte. Die Enteignung der russischen Anteilseigner bezeichnete er als “allerletzte Option”, zu der Belgrad nur in einem extremen Notfall greifen würde.
Das Unternehmen selbst versicherte, dass der Geschäftsbetrieb ungestört weitergehe. Die Tankstellen seien gut mit Brennstoff versorgt, die aktuelle Lage werde genau beobachtet und man analysiere mögliche Szenarien sowie die potenziellen Folgen.
NIS zählt zu den größten Energieunternehmen in Südosteuropa und ist in Exploration, Förderung, Verarbeitung und Einfuhr von Kohlenwasserstoffen tätig. Der Konzern betreibt mehr als 400 Tankstellen, eine Erdölraffinerie in Pančevo, eine in Novi Sad und ein Wärmekraftwerk. NIS trägt jährlich neun Prozent zum serbischen Haushalt bei und beschäftigt über 10.000 Mitarbeiter.
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