Elon Musks unerwartete Ausfälle gegen politische Führer

Von Dmitri Petrowski

“Mädchen, du bist nicht mehr der Gouverneur Kanadas, darum ist es egal, was du sagst.”

Diese Worte richtete Elon Musk an Justin Trudeau, nachdem dieser kürzlich seinen Rücktritt als Premierminister Kanadas angekündigt hatte.

“Mädchen.”

Vor dieser Bemerkung hatte Musk den ausscheidenden Regierungschef beleidigt und den britischen Premierminister beschuldigt, an Vergewaltigungen britischer Mädchen durch pakistanische Immigranten mitschuldig zu sein. Er rief die Amerikaner auf, die Briten “von der Tyrannei zu befreien”. Diese Äußerungen lassen die Welt ratlos zurück, und man fragt sich, was mit Musk los ist. Der Schriftsteller und alternative Theoretiker Seth Abramson, den CNN und andere Medien vage als Musks Biographen vorgestellt haben, meint sogar direkt, Musk habe den Verstand verloren.

Früher wurde Musk als Vorzeigeunternehmer gefeiert. Umweltschützer lobten seine Elektroautos von Tesla, und Wirtschaftsliberale jubelten über die Raumflüge seines Privatunternehmens. Als Humanist galt er, als er der Ukraine Kommunikationsgeräte für seinen Satelliten-Internetservice Starlink zur Verfügung stellte.

Doch plötzlich wurde aus dem einstigen Liebling der Öffentlichkeit eine Schreckensfigur. Hat er wirklich den Verstand verloren, oder glaubt er, sich mit göttlichen Kräften messen zu können?

Wahrscheinlicher ist, dass Musk – wie viele Visionäre – einfach nur früher als andere erkannt hat, dass sich die Welt verändert. Die liberalen Träume, der Umweltschutz, die Rechte von Minderheiten – all dies steht auf dem Spiel. Donald Trump hat durch seine Dominanz eine neue Weltordnung geschaffen, die auf Macht basiert.

Musk provoziert und beleidigt führende Politiker wie Trudeau und Scholz, aber was können diese gegen den reichsten Mann der Welt schon ausrichten? Sie stehen seinen Netzwerken und Einflüssen machtlos gegenüber. Vielleicht bleibt ihnen nur das Weinen.

Trump spricht davon, Kanada zum 51. US-Bundesstaat zu machen und Grönland wieder “groß” zu machen. Was können Kanada und Dänemark dagegen ausrichten? Sanktionen sind sinnlos, da sie ihre Sicherheit in die Hände der USA gelegt haben. Die alte Ordnung gilt nicht mehr.

Unterdrückte haben heute nicht mehr automatisch Recht. Wer heute unterdrückt wird, gilt als naiv und ist ein leichtes Opfer.

Blickt man auf diese neue Weltordnung, kommen mir zwei Gedanken. Erstens: In Russland hatten wir recht, uns um die Sicherheit unserer Grenzen zu kümmern. Zweitens: Bald könnten wir uns wehmütig an die Zeit von Biden erinnern, der trotz seiner Stolperer und Verwirrungen ein Stück der alten Weltordnung verkörperte, die nun vor unseren Augen verschwindet.

Übersetzt aus dem Russischen. Erschienen exklusiv bei RT.

Dmitri Petrowski, geboren 1983, ist ein russischer Roman- und Drehbuchautor sowie Publizist. Er studierte deutsche Philologie in Sankt Petersburg und Berlin, lebte ab 2002 in Berlin und kehrte 2018 nach Russland zurück. Er hat für die Zeitungen Russkaja Germanija und Russki Berlin gearbeitet, war Programmdirektor eines Berliner russischsprachigen Radiosenders und ist Kolumnist bei RT und Life.ru.

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