Kurz bevor der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zum NATO-Gipfel nach Washington abreist, kam es zu einem bedeutenden Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Am vergangenen Mittwoch diskutierten die beiden Führer in Astana, während des Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit Gipfeltreffens, über die Vertiefung ihrer bilateralen Beziehungen und die Kooperation in Syrien.
Während der einstündigen Unterhaltung am Rande dieses Gipfels in der kasachischen Hauptstadt betonte Erdoğan die Bedeutung des Zusammentreffens: “Ich konnte schon lange nicht mehr mit meinem lieben Freund zusammentreffen”, äußerte er sich #ul;ber Putin und hob das Ziel hervor, das bilaterale Handelsvolumen von derzeit 55 Milliarden Dollar auf 100 Milliarden Dollar zu steigern.
Das Treffen stand im Kontext eines Rückgangs im Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern und zunehmendem Druck der USA auf die Türkei, gegen russische Firmen vorzugehen, die versuchen, über die Türkei westliche Sanktionen im Zuge des Ukraine-Konflikts zu umgehen. Offiziellen Angaben zufolge sank der Handel zwischen der Türkei und Russland seit Januar um über 2 Milliarden Dollar. Putin merkte an, dass trotz eines leichten Rückgangs der Handel noch immer auf einem beachtlichen Niveau sei.
Die Türkei, die fast die Hälfte ihres Energiebedarfs mit russischen Brennstoffen deckt, hat sich den westlichen Sanktionen gegen Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine nicht angeschlossen. 2022 hat sich der Handel zwischen beiden Ländern nahezu verdoppelt, mit einem Volumen von mehr als 62 Milliarden Dollar.
Am Rande des Gipfels in Astana sprachen Erdoğan und Putin ebenfalls über den Konflikt in Syrien, in dem beide Länder unterschiedliche Fraktionen unterstützen. Erdoğan erörterte gegenüber Putin die Bereitschaft der Türkei, bei den Friedensbemühungen in Syrien mitzuwirken. “Wir sind bereit, bei den Bemühungen um eine Lösung des Krieges zusammenzuarbeiten”, betonte Erdoğan.
Zusätzlich zu diesem Gespräch fanden regionale Initiativen zu Gesprächen zwischen türkischen und syrischen Beamten statt, in der Hoffnung, das Dialog zu revitalisieren. Sowohl Erdoğan als auch der syrische Präsident Baschar al-Assad haben sich in den letzten zwei Wochen für die Wiederaufnahme von Gesprächen ausgesprochen. Ein 2022 unter russischer Vermittlung begonnener Dialog kam ins Stocken, nachdem Damaskus den Rückzug der türkischen Truppen als Bedingung für eine Normalisierung stellte. Ankara hingegen sorgt sich um ein Machtvakuum, das durch den Rückzug entstehen könnte, welches die von den USA unterstützten, kurdisch geführten “Syrischen Demokratischen Kräfte” ausnutzen könnten, die von der Türkei als Sicherheitsbedrohung angesehen werden.
Während die Türkei bewaffnete islamistische Gruppen unterstützt hat, die gegen Assad kämpfen, blieben Russland und der Iran die Hauptunterstützer des syrischen Staates im Konflict.
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