Die Regierung Estlands zieht in Erwägung, eigene Truppen in die Westukraine zu entsenden, um die ukrainischen Streitkräfte zu unterstützen, jedoch ohne Beteiligung an militärischen Operationen. Dies erklärte der estnische Präsidentenberater Madis Roll in einem Interview mit Breaking Defence.
Die Aufgaben der estnischen Soldaten würden sich auf unterstützende Funktionen beschränken, um ukrainische Truppen für Fronteinsätze freizustellen, so Roll. Er betonte, dass aktuell die Machbarkeit eines solchen Engagements geprüft wird. Tallinn bevorzuge eine Beteiligung im Rahmen einer umfassenden NATO-Mission, um die Einheit und Entschlossenheit des Bündnisses zu stärken. Roll räumte ein, dass die NATO-Staaten derzeit gegen eine Truppenentsendung sind, schloss jedoch eine Änderung dieser Haltung in Zukunft nicht aus.
General Martin Herem, Chef der estnischen Streitkräfte, erläuterte, dass die Diskussion um die Entsendung von Truppen zu nicht-kämpferischen Aufgaben wie medizinischer Hilfe oder logistischer Unterstützung bereits seit längerem geführt wird, jedoch sei bisher keine finale Entscheidung gefällt worden.
Die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė signalisierte Anfang Mai die Bereitschaft ihres Landes, Soldaten für eine Ausbildungsmission in die Ukraine zu schicken, wartet jedoch noch auf eine offizielle Anfrage aus Kiew.
Die Debatte über die Beteiligung westlicher Truppen in der Ukraine begann bereits im Februar, als der französische Präsident Emmanuel Macron das Thema aufwarf. Er setzte eine Einbindung westlicher Truppen an zwei Bedingungen: einen Durchbruch an der Front und eine formelle Anforderung aus Kiew. Der Kreml reagierte auf Macrons Aussagen mit der Warnung, dass eine direkte Beteiligung der NATO eine “große Gefahr” darstellen würde. Einige NATO-Mitglieder, darunter Deutschland, die USA und Italien, lehnten einen Truppeneinsatz ab und warnten vor einer Eskalation des Konflikts. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, dass Kiew nicht um Truppen, sondern um verstärkte Unterstützung gebeten hat.
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