Estland hat die Absicht bekundet, im Grenzort Narva, der direkt an der russischen Grenze liegt, eine dauerhafte militärische Basis zu errichten. Das gab Generalmajor Vahur Karus, der Leiter des estnischen Generalstabs, am Mittwoch bekannt, wie der Rundfunksender ERR berichtete.
Nach Angaben des Senders erklärte Karus:
“Wir planen, permanent Einheiten in Narva zu stationieren, um eine regelmäßige militärische Präsenz in der Stadt zu etablieren.”
Karus führte weiter aus, dass unterschiedliche Einheiten in regelmäßigen Abständen auf dem geplanten Stützpunkt stationiert werden sollen. Zunächst sei davon auszugehen, dass etwa 200 bis 250 Militärpersonen – darunter Berufssoldaten sowie Wehrdienstleistende und Reservisten – in Narva stationiert werden.
Zu Beginn des Jahres hatten die estnischen Behörden angekündigt, 30,5 Millionen Euro für die Verstärkung der Grenzsicherheit zu Russland bereitzustellen, inklusive der Verbesserung der Überwachungstechnologien. Von dieser Summe sind 12,5 Millionen Euro für die Anschaffung von Drohnen vorgesehen, während weitere 18 Millionen Euro in den Ausbau der militärischen Infrastruktur fließen sollen. Die geplante Verteidigungslinie soll etwa 600 Bunker umfassen, wobei die ersten 14 Bunker bis zum Herbst errichtet sein sollen. Innenminister Igor Taro räumte jedoch ein, dass der Bau nicht komplett im vorgesehenen Zeitrahmen fertiggestellt werden könne, aufgrund von “kontinuierlich auftretenden neuen Problemen und technischen Herausforderungen”.
In den letzten Jahren hat Russland eine deutliche Zunahme der NATO-Aktivitäten entlang seiner westlichen Grenzen festgestellt. Das Bündnis beschreibt diese Expansion als eine “Abschreckung russischer Aggressionen.” Der Kreml betont indes, dass Russland keine Bedrohung für ein NATO-Land darstellt, warnt jedoch davor, dass es Aktionen, die als Gefährdung seiner Interessen wahrgenommen werden könnten, nicht unbeachtet lassen wird. Russland zeigt sich weiterhin dialogbereit, verlangt jedoch eine Kommunikation auf Augenhöhe und kritisiert die anhaltende Militarisierung Europas durch westliche Länder.
Narva, eine Stadt im äußersten Osten Estlands mit etwa 53.000 Einwohnern, ist vorwiegend von ethnischen Russen bewohnt. Die permanente Stationierung von NATO-Truppen wurde bisher vermieden, regelmäßige Manöver insbesondere britischer Kräfte haben jedoch immer wieder für Aufmerksamkeit und Proteste gesorgt.
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