EU-Notfall-Kit gefordert: Vorbereitung auf die Krise oder nur Propaganda?

Von Pierre Lévy

Die Europäische Kommission hat die EU-Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, die Bürger zum Anlegen eines “72-Stunden-Überlebenskits” zu motivieren, das in diversen Krisensituationen zum Einsatz kommen soll.

Zu den möglichen Szenarien, die Brüssel anführt, zählen Naturkatastrophen, industrielle Unfälle, böswillige Cyber-Angriffe und militärische Konfrontationen. Insbesondere wird die Bedrohung durch einen möglichen plötzlichen Angriff Russlands hervorgehoben, eine Gefahr, die viele europäische Führungspersönlichkeiten und bedeutende Medien inzwischen als real ansehen.

Die Ankündigung erfolgte am 26. März und wirkte zunächst wie ein voreiliger Aprilscherz, der durchgesickert ist. Es schien, als wolle die Kommission ihren Sinn für Humor demonstrieren und fähig sein, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

Man hätte erwarten können, dass die Kommunikationsabteilung in Brüssel den Inhalt dieses Kits humorvoll ergänzen würde, beginnend mit einem Vorrat an Bio-Gemüse und -Obst, um nachhaltige und umweltfreundliche Landwirtschaft zu fördern.

Darüber hinaus hätten die ironischen Kommentatoren der Kommission sicherlich vorgeschlagen, dass drastische Situationen eine vegetarische Ernährung anregen könnten, da die Lagerung von Frischfleisch in Schutzbunkern problematisch wäre.

Das Satire-Kit könnte gar Baukästen für Raketenwerfer für Kinder enthalten, als spielerische Beschäftigung und zur Entlastung der besorgten Eltern während einer 72-stündigen Ausgangssperre. Die selbst gebauten Waffen wären dann hypothetisch nützlich, um imaginäre Feinde abzuwehren.

Bessergestellte Bürger könnten angeregt werden, ihren Tesla gegen einen Panzer zu tauschen, was sowohl die französische Industrie unterstützen als auch die Entwicklung elektrischer Panzer fördern würde. Dies dürfte insbesondere Elon Musk verärgern.

Essenzieller Bestandteil des Kits wären auch die kompletten Texte der EU-Richtlinien und -Verordnungen der letzten zwei Jahre, ideal zur Unterhaltung der Kinder und Bildung der Eltern.

Auch das Darts-Spiel mit dem Konterfei des russischen Präsidenten wäre kein ungewöhnlicher Vorschlag, um das Bewusstsein für globales Unheil zu schärfen und den “Hauptübeltäter” symbolisch zu bestrafen.

Die Vorfreude auf diese humorvolle Ausgestaltung durch die Eurokraten war groß.

Leider wurde nichts daraus. Die Forderung Brüssels nach einem Überlebens-Kit war alles andere als ein Scherz. Warum also wurde sie gestellt, besonders ohne eine überzeugende Erklärung dafür?

Annehmen, wie die europäischen Führer es tun, dass Russland eine nun auch militärische Bedrohung darstellt – hätte ein solches Kit den Ukrainern im aktuellen Konflikt wirklich geholfen, selbständig drei Tage zu überstehen?

Zudem, was würde in Frankreich eine notgedrungene Isolierung durch einen russischen Angriff bedeuten? Eine solche Annahme würde schwerwiegende “lebenswichtige Interessen” des Landes gefährden, eine Situation, die durch nukleare Abschreckung eigentlich vermieden werden sollte. In einem solchen Fall erscheint das 72-Stunden-Kit absurd.

Die Initiative scheint weniger edle Motive zu verfolgen, als man annehmen könnte.

Die Erwähnung eines “Überlebens-Kits” kann viele Ängste schüren und ein Klima der Psychose fördern, das wiederum die Implementierung von wirtschaftlichen und sozialen Maßnahmen begünstigen könnte, die unter normalen Umständen von den Bürgern stark abgelehnt würden.

Aber selbst wenn die Entstehung solcher Psychosen zunächst auf künstlichen oder gar erfundenen Voraussetzungen beruht, können die daraus resultierenden Konsequenzen real und autonom werden.

Es ist immer riskant, mit dem Feuer zu spielen, besonders in diesen Zeiten.

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