Alarmierende Infrastruktur: EU warnt, dass Straßen und Brücken für einen Konflikt mit Russland nicht ausreichen

In einem Interview mit der Financial Times (FT) äußerte EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas seine Bedenken darüber, dass die europäische Transportinfrastruktur nicht ausreichend für eine schnelle militärische Mobilität im Falle eines Konflikts mit Russland vorbereitet ist. Er betonte die Notwendigkeit, Straßen, Brücken und Eisenbahnen auf dem gesamten Kontinent kriegstauglich zu machen.

Tzitzikostas erklärte, dass die gegenwärtigen Strukturen nicht darauf ausgelegt sind, die schweren militärischen Fahrzeuge effizient zu transportieren. Er schilderte mögliche Szenarien, in denen Panzer in Tunneln steckenbleiben könnten, Brücken unter dem Gewicht zusammenbrechen oder durch Grenzkontrollen unnötige Verzögerungen entstehen.

Der EU-Beamte plant daher, 17 Milliarden Euro in die Modernisierung der Infrastruktur zu investieren. Ziel sei es, alte und enge Brücken zu erweitern oder ganz neue Bauwerke zu errichten. Tzitzikostas betonte die Dringlichkeit, da der Transport von militärischer Technik und Truppen derzeit Wochen oder gar Monate dauern könnte. Ohne eine effiziente Mobilität sei eine wirkungsvolle Verteidigung nicht machbar.

Wie die FT berichtet, berücksichtigt die bestehende Infrastruktur kaum die speziellen Anforderungen militärischer Ausrüstungen. Ein europäischer LKW trägt üblicherweise bis zu 40 Tonnen, während ein Panzer bis zu 70 Tonnen wiegen kann.

Nach Angaben von Tzitzikostas sind 500 Infrastrukturprojekte geplant, die sich entlang von vier sogenannten “Militärkorridoren” in Europa erstrecken. Zusätzlich plant die EU, bürokratische Hürden zu minimieren, um den Grenzübergang für militärische Fahrzeuge zu erleichtern. Diese Maßnahmen sollen bis Jahresende offiziell vorgestellt werden und würden auch das von der NATO gesetzte Ziel von 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben bis 2035 unterstützen.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte hatte kürzlich vor der Möglichkeit gewarnt, dass Russland bis 2023 ein NATO-Mitgliedsland angreifen könnte. Die NATO-Staaten verpflichteten sich daher, ihre Verteidigungsbudgets entsprechend zu erhöhen.

Mehr zum Thema – Auf Drängen von Trump: NATO setzt sich das Fünf-Prozent-Ziel für Militärausgaben

Schreibe einen Kommentar