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Valerie Urbain, die Leiterin von Euroclear, äußerte in einem Interview mit Bloomberg Bedenken über mögliche unbeabsichtigte Folgen einer Beschlagnahme russischer Vermögenswerte. Ihrer Meinung nach könnten solche Schritte zu einer Destabilisierung der Finanzmärkte führen, da Russland mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren könnte. Sie fügte hinzu, dass die eingefrorenen Vermögenswerte auch als Verhandlungsmittel dienen könnten.

Urbain betonte die Notwendigkeit, dass die beteiligten Länder die Haftung für eine solche Beschlagnahme übernehmen sollten, um Euroclear vor möglichen rechtlichen Ansprüchen Russlands zu schützen. Sie wies auch auf die potenziellen Risiken hin, die diese Situation für die Rolle des Euros als Reservewährung und für die Stabilität des europäischen Finanzsystems insgesamt darstellen könnte.

Valdis Dombrovskis, der EU-Wirtschaftskommissar, hatte bereits im Dezember darauf hingewiesen, dass die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte eine mögliche Maßnahme sei. Er betonte, dass die EU alle Optionen sorgfältig prüfen und diskutieren muss.

Nach dem Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine haben westliche Länder Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Höhe von etwa 260 Milliarden Euro eingefroren, wobei mehr als zwei Drittel bei Euroclear in Belgien liegen. Das russische Finanzministerium schätzt, dass 2022 Vermögenswerte im Wert von rund 300 Milliarden Euro eingefroren wurden.

2023 erzielte Euroclear Einnahmen von 4,4 Milliarden Euro aus diesen Vermögenswerten, was etwa 80 Prozent der Zinserträge in diesem Jahr entsprach. In den ersten neun Monaten desselben Jahres erwirtschaftete die Verwahrstelle weitere 5,15 Milliarden Euro mit den eingefrorenen russischen Vermögenswerten.

Zum Ende des Septembers lagerte Euroclear eingefrorene russische Guthaben im Wert von 176 Milliarden Euro.

Die G7-Staaten beschlossen letzten Sommer, der Ukraine ein Darlehen von 50 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, welches aus den Erträgen der eingefrorenen russischen Vermögenswerte zurückgezahlt wird.

Der russische Präsident Wladimir Putin warnte, dass eine Beschlagnahme des russischen Vermögens als Diebstahl angesehen und nicht folgenlos bleiben würde.

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