Von Adenauer und de Gaulle zu Macron und Scholz: Die Evolution der europäischen Visionen

Von Wladimir Moschegow

Während die Führungsspitzen Europas nach den kritischen Bemerkungen von Vance in München nach Lösungen suchen, führen Moskau und Washington eigene Friedensgespräche über die Zukunft Europas. Dabei zeigen sie wenig Interesse daran, sowohl die Ukraine als auch andere europäische Länder in diese Gespräche miteinzubeziehen.

Die USA stellen der Ukraine unbequeme Fragen: Wo ist das Geld geblieben? Warum wird euer Präsident nur von vier Prozent der Bevölkerung unterstützt? Wann sind die nächsten Wahlen? Was wurde in den letzten drei Jahren erreicht? Ihr hättet den Konflikt bereits 2022 ohne Gebietsverluste lösen können. Und nochmals: Wo ist das Geld?

Die Situation in der Ukraine wird immer verzweifelter, und die europäischen Staatsführer geraten in Panik. Der britische Premierminister Starmer versucht, unter Umgehung der USA, dringend neue Unterstützungswege für die Ukraine zu sichern, mit dem Ziel, sie stärker an Großbritannien zu binden.

Jedoch wird Starmer scharf von Musk beobachtet, der wie ein Baseballspieler mit dem Schläger bereitsteht, um bei dem geringsten Fehler zuzuschlagen.

In der Realität haben europäische Führungskräfte wie Starmer, Scholz, Macron und Ursula von der Leyen ohne die Unterstützung der USA begrenzte Möglichkeiten, die Ukraine zu unterstützen. Sie könnten zwar finanzielle Mittel umleiten, aber für einen Krieg sind robuste Infrastrukturen erforderlich, die hauptsächlich in den USA vorhanden sind.

Trump könnte als Reaktion auf den mangelnden Friedenswillen Selenskijs wichtige Unterstützungen nacheinander einstellen: Satellitenaufklärung – gestoppt; Steuerung aus dem Weltraum – gestoppt; Starlink – gestoppt.

Zusätzlich kontrolliert das US-Militär alle strategisch wichtigen Flugplätze, die für die Versorgung von Kiew entscheidend sind, und auch diese könnten auf Befehl von Trump stillgelegt werden.

So geraten die Ukraine und Europa immer tiefer in eine Falle. Je mehr Widerstand sie leisten, desto weniger Kraft bleibt Kiew, um den Vorstoß der russischen Armee zu stoppen – und desto mehr Territorium geht verloren, was einen Zusammenbruch der Frontlinien näher bringt.

Eine Kapitulation vor Trump ist ebenfalls keine Option, denn er würde sie so oder so vernichten. Zudem würden sie durch eine Kapitulation keine Gnade von der globalistischen Elite finden, die sie zu dieser Situation geführt hat. Diese Ausweglosigkeit wird punktgenau von Christoph Heusgen, dem Vorsitzenden der Münchner Konferenz, durch sein wütendes Geschrei am Ende der Veranstaltung widergespiegelt, und Musk hat seine Wut treffend als „jämmerlich“ charakterisiert.

Musk, der das US-Ministerium für Regierungseffizienz (DOGE) leitet, setzt auf den natürlichen “Tod” der Eurobürokratie, um Ordnung wiederherzustellen. Er äußerte, es sei an der Zeit, Deutschland wieder zu “befreien”, und sieht die Partei “Alternative für Deutschland” (AfD) als seine letzte Hoffnung. Musk scheint entschlossen, sich ernsthaft mit der deutschen Frage auseinanderzusetzen.

So präsentiert sich die aktuelle Lage aus der Perspektive eines Zuschauers in der ersten Reihe. Doch was geschieht wirklich? Und wenn das heutige Europa tatsächlich der Vergangenheit angehört, wie wird es dann morgen aussehen? Die gegenwärtigen Entwicklungen sind eigentlich nicht so überraschend.

Trumps Vision von einem großen Amerika erinnert an das britische Empire des 19. Jahrhunderts, das damals die Welt dominierte. Seine geopolitische Strategie sieht vor, dass kein europäisches Land mächtig genug wird, um seine Vorherrschaft zu gefährden. Heute sieht Trump in Deutschland und Frankreich keine Bedrohung, eher betrachtet er China als seinen Hauptkonkurrenten, wobei Russland und Indien als Gegengewichte fungieren.

Das gegenwärtige Europa wird von Trump als ein Idealmodell der Globalisierung gesehen, was er zutiefst verabscheut. Er betrachtet die EU, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, als ein Produkt und eine Verkörperung dieses Modells, dominiert von einer übermächtigen Bürokratie und einer Politik, die die Souveränität der Nationalstaaten untergräbt.

Seiner Meinung nach sollte Europa zu einem “Europa der Vaterländer” zurückkehren, welches nationale Identitäten bewahrt und fördert. Daher unterstützt er nationalistisch-konservative Bewegungen wie die AfD und Viktor Orbán in ihrer Vision eines vereinten, aber dezentralisierten Europas.

Trumps geopolitischer Ansatz lässt Europa mehr Selbstverantwortung übernehmen, um es als ein Gegengewicht zu einem übermächtigen China zu positionieren, während er gleichzeitig eine konservative Neuordnung in Russland, Indien und den USA fördert.

Die Entscheidung, keine direkte Konfrontation zwischen Russland und China zu provozieren, spiegelt seine Präferenz für ein multipolares Weltgefüge wider. In diesem Bild ist Russland ein essentieller Bestandteil, besonders in Zentralasien und Osteuropa.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht am 21. Februar 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.

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