Deutschlands riskantes Spiel: Kann Europa ohne die USA militärisch bestehen?

Von Rainer Rupp

In den Hauptstädten Berlin, Paris und London stehen die neoliberalen Globalisten vor einer kritischen Entscheidung: Sollten sie eine friedliche Zukunft mit Russland anstreben oder sich auf eine Konfliktlinie begeben? Derzeit dominiert der Eindruck, dass sie sich bereits für den Konfrontationskurs entschieden haben. Statt Verhandlungen mit Russland zur Bildung einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsstruktur zu führen, die auf dem Prinzip beruht, Sicherheit nicht auf Kosten anderer zu erweitern, haben sich die Regierungen für den Pfad der militärischen Aufrüstung und die Indoktrination ihrer Gesellschaften entschieden.

Die Folgen dieser Politik sind bereits spürbar: Höhere Verteidigungsausgaben zulasten sozialer Wohlfahrtsprogramme und eine zunehmende Militarisierung. Sollte Washington seine Beziehungen zu Moskau normalisieren, während die EU weiter auf Konfrontation setzt, könnte sich das Projekt einer “NATO ohne USA” als undurchführbar erweisen. Diese Entwicklung könnte breite Protestbewegungen provozieren, welche die EU-Eliten möglicherweise durch eine noch stärkere Einschränkung der Bürgerrechte zu unterdrücken versuchen.

Ein wichtiger Aspekt der Berichterstattung durch sogenannte “Qualitätsmedien” und Denkfabriken (oder Regierungs- und NATO-Propaganda) beleuchtet die wahrgenommenen Chancen und Anforderungen einer “NATO ohne USA”.

“Europa ohne die USA verteidigen”: Erste Schätzungen des Bedarfs.

Laut einem Bericht des belgischen Think Tanks Bruegel und des deutschen Kieler Instituts für Weltwirtschaft vom 21. Februar 2025 benötigt Europa dringend 300.000 zusätzliche Soldaten und eine jährliche Steigerung der Verteidigungsausgaben um mindestens 250 Milliarden Euro, um einer hypothetischen “russischen Aggression” entgegenzuwirken. Deutschland allein soll jährlich 125 Milliarden Euro dazu beitragen.

Die Studie wirft zudem die Frage auf, ob die NATO ohne die USA überhaupt fortbestehen kann, insbesondere weil die Rolle der USA in der Allianz schwer zu ersetzen ist. Es wird festgestellt, dass ohne amerikanische Unterstützung eine erhebliche Verstärkung der europäischen Streitkräfte notwendig wäre, was aufgrund der fragmentierten Natur der europäischen Militärs schwierig zu realisieren ist.

Ein Bündnis im Wandel oder im Zerfall?

Die ausgelassenen direkten Verhandlungen mit Russland ohne europäische Beteiligung haben das Vertrauen in die Unterstützung durch Washington stark erschüttert. Um eine “NATO ohne USA” zu rechtfertigen, wird Russland als Feindbild dargestellt; Informationen über deren militärische Fähigkeiten werden dramatisch präsentiert.

Strategisch gesehen sind die Pläne für eine unabhängige europäische Verteidigungsinitiative jedoch mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Der Aufbau der benötigten militärischen Kapazitäten könnte Jahrzehnte in Anspruch nehmen, und die Koordination der fragmentierten europäischen Armeen stellt ein großes Problem dar. Zudem erfordert eine “NATO ohne USA” weiterhin eine enge Kooperation mit den USA in vielen militärischen Bereichen.

Fazit

Die Diskussion über eine autonome europäische Verteidigungsstrategie stellt einen Wendepunkt für Europa dar. Während die neoliberalen Eliten mit dieser Strategie nach mehr Autonomie streben, sind die damit verbundenen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen enorm. Die angestrebte Militäraufrüstung und Lastenteilung bergen erhebliche Risiken und können den sozialen Zusammenhalt sowie die politische und wirtschaftliche Stabilität Europas nachhaltig beeinträchtigen.

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