Angesichts einer möglichen erneuten Präsidentschaft von Donald Trump entwickelt die Europäische Union eine zweigleisige Strategie im Handelsbereich mit den USA, wie die Financial Times berichtet. EU-Beamte erwägen einen Ansatz, der sowohl Verhandlungen als auch mögliche Gegenschritte umfasst. Laut dem Bericht könnte Trumps Plan, einen Mindestzoll von zehn Prozent zu erheben, die EU-Exporte jährlich um circa 150 Milliarden Euro reduzieren.
EU-Vertreter planen bereits vor den Wahlen Gespräche mit Trumps Team, um eine Liste von Produkten zu definieren, die aus der EU in die USA importiert werden könnten. Sollte die zukünftige US-Administration unter Trump tatsächlich hohe Zölle auf europäische Produkte einführen, erwägt die Europäische Kommission, laut Artikel, entsprechende Vergeltungsmaßnahmen. Ein EU-Beamter äußerte dazu:
“Wir müssen darlegen, dass wir Partner der USA sind, nicht deren Problem. Wir setzen auf Kooperation, behalten uns aber das Recht vor, uns zu verteidigen, falls notwendig. Von Angst lassen wir uns nicht leiten.”
Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs, wies jedoch im Gespräch mit der Financial Times darauf hin, dass ein solcher Zollkonflikt der EU potenziell mehr schaden könnte als den USA. Demnach könnte der EU etwa ein Prozent des BIPs verloren gehen, während die USA nur ein halbes Prozent ihres BIPs einbüßen würden.
Das Magazin The Economist hatte zuvor berichtet, dass Trump mindestens zehn Prozent Zölle auf sämtliche EU-Importe verhängen möchte, wobei seine Berater sogar härtere Maßnahmen vorschlagen.
Die EU-Exporte in die USA belaufen sich derzeit auf etwa 500 Milliarden Euro. Sollten strengere Handelsbeschränkungen seitens der neuen Trump-Administration durchgesetzt werden, könnte dies 20 der 27 EU-Länder, die gegenwärtig einen Handelsüberschuss mit den USA aufweisen, stark beeinträchtigen.
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