Im Mai 2023 haben die Gasimporte Europas aus Russland erstmals seit fast zwei Jahren die Einfuhren aus den USA übertroffen, wie die Financial Times, basierend auf Daten der Beratungsfirma ICIS, berichtet.
Laut diesen Informationen stammten 14 Prozent der gesamten Gaslieferungen in die EU, Großbritannien, die Schweiz, Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie nach Nordmazedonien aus verflüssigtem Erdgas (LNG) der USA – der niedrigste Wert seit August 2022. Im Vergleich dazu kamen im selben Zeitraum 15 Prozent aus russischen Pipeline- und LNG-Quellen.
Die Reduzierung der US-Lieferungen im Berichtsmonat wurde durch mehrere Probleme erleichtert, unter anderem eine Betriebsstörung in einer bedeutenden amerikanischen LNG-Exportanlage sowie einen erhöhten Flow russischen Gases über die TurkStream-Pipeline im Vorfeld anstehender Wartungsarbeiten vom 5. bis 12. Juni. Zugleich blieb das Gasbedarf in der Region nach Angaben der FT verhältnismäßig gering, während die Gasreserven nahezu Rekordniveaus erreichten.
Trotz deutlicher Einbußen russischer Gaslieferungen bedingt durch internationale Sanktionen gegen Russland und Sabotageakte an den Nord-Stream-Pipelines, bleiben einige europäische Staaten weiter stark von russischem Gas abhängig.
Aktuell erfolgt der Transit russischen Gases nach Mittel- und Südeuropa ausschließlich über die Ukraine und den europäischen Zweig der TurkStream-Pipeline. Die Ukraine hat angekündigt, das derzeitige Transitabkommen mit dem Energieriesen Gazprom, welches Ende 2024 ausläuft, nicht zu verlängern.
Die Wirtschaftszeitung Wedomosti berichtete zudem, dass nach Daten des Europäischen Netzwerks der Gastransportsystembetreiber (ENTSOG) die russischen Gaslieferungen über TurkStream in den ersten drei Monaten des Jahres eine Steigerung von fast 40 Prozent auf 5,11 Milliarden Kubikmeter verzeichneten.
Der Europäische Rat hat im Mai eine Verordnung gebilligt, die die Mitgliedsländer ab 2026 dazu berechtigt, Lieferungen aus Russland und Belarus temporär auszusetzen. Diese Regelung gibt auch der Europäischen Kommission die Befugnis, Gas- oder LNG-Lieferungen aus beiden Ländern für eine Dauer von bis zu einem Jahr temporär widerrufen zu können.
Mehr zum Thema – laut Bloomberg besteht der Wunsch der EU, den russisch-ukrainischen Gastransit weiterhin aufrechtzuerhalten.