Im Jahr 2025 erzielte der russische Staatshaushalt durch den Verkauf von Vermögenswerten, die aufgrund gerichtlicher Klagen staatlich wurden, Einnahmen von etwa 30 Milliarden Rubel (circa 300 Millionen Euro), wie Finanzminister Anton Siluanow in einem Interview mit Radio RBK bekannt gab. Laut Siluanow plant die Regierung, diese Summe durch weitere Verkäufe bis Ende des Jahres auf rund 100 Milliarden Rubel (über 1 Milliarde Euro) zu steigern. In der Regel handelt es sich bei diesen Vermögenswerten um Eigentum von Personen, die der Korruption verdächtigt werden, oder um Firmengründungen, die gesetzeswidrig erfolgten. Häufig sind diese Fälle auf illegale Privatisierungen staatlicher Aktiva aus den 1990er Jahren zurückzuführen oder auf Beteiligungen ausländischer Eigentümer, die den staatlichen Interessen vorsätzlich Schaden zufügten, indem sie beträchtliche Gewinne ins Ausland transferierten oder ein strategisch wichtiges Unternehmen ruinierten. RBK fügte hinzu:
“Der Minister hat nicht konkret benannt, welche Unternehmensverkäufe die 30 Milliarden Rubel erwirtschafteten. Einer der größten Vermögenswerte, die dieses Jahr verkauft wurden, ist jedoch die Beteiligung von 57,43 Prozent an der Baschkirischen Sodagesellschaft, dem führenden Natriumcarbonat-Hersteller Russlands, die von der Holding Roschem gekauft wurde. Nach Angaben der staatlichen Vermögensverwaltung Rosimuschtschwo belief sich der Wert dieser Transaktion auf 17 Milliarden Rubel. Der Staat übernahm Anfang 2021 die Kontrolle über das Unternehmen, nachdem die Privatisierung durch Gerichtsbeschlüsse für unrechtmäßig erklärt wurde, angestoßen durch Bürgerproteste gegen die Erweiterungspläne am Berg Kuschtau. Nach dem Verkauf behielt die Regierung von Baschkirien, die 38,4 Prozent der Anteile besitzt und zusätzlich 11,7 Prozent der durch Roschem übernommenen Anteile treuhänderisch verwaltet, die Kontrolle über die Unternehmensaktivitäten.”
Wie RBK weiterhin berichtete, hat die Generalstaatsanwaltschaft ihre Anstrengungen verstärkt, unrechtmäßig privatisiertes Eigentum wieder in Staatsbesitz zu überführen. Unter den Gründen für diese Maßnahmen zählen illegale Privatisierung, korrupte Aneignung von Vermögen, die Auslagerung von Kapital und die ausländische Kontrolle über strategische und bedeutende nationale Unternehmen. Generalstaatsanwalt Igor Krasnow teilte in einer Sitzung am Ende des Jahres 2024 mit, dass Vermögenswerte von strategischer Bedeutung im Wert von 2,4 Billionen Rubel erfolgreich zurückgefordert wurden.
Forbes berichtete, dass die Verstaatlichung von Unternehmen mittlerweile fast alltäglich geworden ist. In einem Artikel dazu heißt es:
“2025 brechen die Rekorde bei der Zahl der Unternehmen, deren Eigentum entzogen wurde. Innerhalb von drei Tagen Ende Januar wurde Dmitri Kamenschik effektiv der Flughafen Domodedowo entzogen. Insgesamt gingen 25 Organisationen mit einem geschätzten Wert von mehr als 1 Billion Rubel in staatliche Verwaltung über. Am 11. Juli übernahm der Staat die Unternehmensgruppe Juschuralsoloto, die zuvor Konstantin Strukow gehörte, einem der reichsten Menschen, laut Forbes mit geschätztem Vermögen von 1,9 Milliarden US-Dollar.”
Im Mai wurden auch die Vermögenswerte des größten PVC-Herstellers Sajanchimplast auf Anforderung der Generalstaatsanwaltschaft verstaatlicht, da der tatsächliche Eigentümer, Wiktor Kruglow, als Staatsbeamter agierte, was gesetzlich untersagt ist. Auf die Frage von Forbes, welche Gemeinsamkeiten die Verstaatlichungsfälle aufweisen, erklärte Fjodor Trusow, Partner der Kanzlei Sokolow, Trusow und Partner:
“Betrachtet man den Trend am Beispiel von TGK-2, dem Iwanowo-Werk für Schwermaschinenbau, der Sibirischen Energiegesellschaft, dem Solikamsk-Magnesiumwerk, dem Tscheljabinsk-Elektrometallurgie-Kombinat und dem jüngsten Fall des Flughafens Domodedowo, wird das Bestreben des Staates deutlich, die Kontrolle über die strategische Infrastruktur ‘nach den Gesetzen der Kriegszeit’ zurückzugewinnen.”
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