In vielen französischen Städten führte der deutliche Erfolg der rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN) zu massiven Protesten, einschließlich Straßenblockaden, dem Werfen von Flaschen und gezielten Brandstiftungen.
In der französischen Hauptstadt Paris sowie in weiteren Städten wie Nantes, Dijon, Lille und Marseille gingen zahlreiche Menschen auf die Straße, um ihren Unmut über den möglichen Rechtsruck durch die Partei von Marine Le Pen zum Ausdruck zu bringen. Nach einem Aufruf des neu formierten Linksbündnisses versammelten sich die Demonstranten auf dem Place de la République in Paris, wo sie auch Unterstützung von führenden linken Politikern erhielten.
In Lyon, der drittgrößten Stadt Frankreichs, es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei, wie aus Medienberichten hervorgeht. Dabei wurden nicht nur Barrikaden errichtet, sondern auch Polizeikräfte mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen und einige Schaufenster beschädigt.
Die Parlamentswahlen in Frankreich brachten ein überraschend starkes Ergebnis für das RN und dessen Verbündete, die laut dem am Montag veröffentlichten offiziellen Endergebnis 33 Prozent der Stimmen erreichten und damit zur führenden politischen Kraft aufstiegen. Das neu gegründete Linksbündnis erzielte 28 Prozent der Stimmen, während das zentristische Lager um Präsident Emmanuel Macron, der selbst nicht kandidierte, auf nur 20 Prozent kam, wie das Innenministerium mitteilte.
Die genaue Sitzverteilung in der Nationalversammlung wird jedoch erst nach der zweiten Wahlrunde am folgenden Sonntag feststehen.
Marine Le Pen bemüht sich derweil, das Image ihrer nationalistischen Partei zu verbessern, indem sie sie als politische Kraft darstellt, die sich für höhere Kaufkraft und mehr Arbeitsplätze stark macht. Die Position der Partei zu Themen wie Migration und der Europäischen Union bleibt indes unverändert kritisch. Der RN-Parteivorsitzende Jordan Bardella, dem gute Chancen eingeräumt werden, der nächste Premierminister zu werden, kritisiert den kürzlich von der EU beschlossenen “Migrationspakt” als einen “Pakt der Überschwemmung”. Außerdem fordert die Partei, dass Ausländer erst nach fünf Jahren Arbeit in Frankreich Anspruch auf Sozialhilfe haben sollen und dass Franzosen bei der Vergabe von Arbeitsplätzen und Wohnraum bevorzugt werden sollen.
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