Der französische Hochkommissar für die pazifischen Überseegebiete, Louis Le Franc, musste kürzlich eingestehen, dass bestimmte Teile Neukaledoniens, gelegen 1.200 Kilometer östlich von Australien, derzeit außerhalb der Kontrolle der französischen Regierung sind. Dies äußerte er vergangenen Freitag vor der Presse. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustands am Mittwoch sei zwar eine leichte Beruhigung der Lage feststellbar, dennoch bleibt die Situation angespannt.
“Verstärkung ist unterwegs, um die Gebiete zurückzugewinnen, die wir in den letzten Tagen verloren haben,” erklärte Le Franc.
Er betonte, dass die Ankunft weiterer Sicherheitskräfte darauf abzielt, die Kontrolle über die Hauptstadtregion Nouméa, insbesondere über drei benachteiligte Viertel mit mehrheitlich indigener Bevölkerung, wiederherzustellen. Diese Gebiete sind derzeit Schauplatz zahlreicher Ausschreitungen.
Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte die Entsendung von 1.000 Einsatzkräften an, um die örtlichen Kräfte zu verstärken. Medienberichten zufolge sind bereits Mitglieder der französischen Nationalgendarmerie-Eingreiftruppe aus Polynesien eingetroffen.
Das größte Krankenhaus des Archipels meldet indes, es könne derzeit nur Notfälle behandeln, da Straßenblockaden vielen Patienten den Zugang erschweren. Nach Informationen des Senders RFI liegt die medizinische Einrichtung im Zentrum der Unruhen und wird momentan nicht von der Polizei kontrolliert.
Medienberichten zufolge erleben viele Geschäfte aufgrund der Rationierung von Lebensmitteln lange Warteschlangen und einige Tankstellen sind bereits ohne Benzin. Berichte über Plünderungen mehren sich.
Die Protestwelle entzündete sich am Montag infolge einer Verfassungsreform, die französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe erweiterte Wahlrechte und damit mehr politischen Einfluss gewähren soll. Der nationale Rat der Kanaken, die indigene Bevölkerung Neukaledoniens, hat Frankreich beschuldigt, die Reform trotz erheblichen Widerstands der Indigenen voranzutreiben. Als Reaktion auf die eskalierenden Unruhen verhängte die französische Regierung am Mittwoch einen Ausnahmezustand für zwölf Tage. Lokale Behörden berichten von etwa 5.000 Beteiligten an den Unruhen im Großraum Nouméa, bei denen bisher fünf Menschen, darunter zwei Polizisten, ihr Leben verloren. Hunderte wurden verletzt.
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