Am vergangenen Sonntag wurde in Frankreich der erste Durchgang der vorgezogenen Parlamentswahlen abgehalten. Dabei ging das Rassemblement National (RN) als klarer Sieger hervor, während die neu gegründete linke Allianz Nouveau Front populaire (NFP) den zweiten Platz erreichte. Die regierende Koalition Ensemble! unter Führung von Präsident Macron erlitt eine deutliche Niederlage.
In dieser ersten Runde wurden 76 Abgeordnete direkt gewählt, die jeweils mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinen konnten. Der zweite Wahlgang ist für den 7. Juli angesetzt. Laut Berichten französischer Medien konnte das RN 33,4 Prozent der Stimmen für sich gewinnen, wie aus den offiziellen Ergebnissen des französischen Innenministeriums hervorgeht. Die Zeitung Le Monde berichtete, das RN habe “bereits in der ersten Runde die Nationalversammlung überrollt”.
39 Abgeordnete des RN, einschließlich der Parteivorsitzenden Marine Le Pen, wurden laut Le Parisien bereits im ersten Wahlgang gewählt. Mehr als 10,7 Millionen Wähler stimmten für das RN, eine Zahl, die nur von den 13,3 Millionen Stimmen für Marine Le Pen im zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen 2022 übertroffen wird, so Le Monde.
Der Nouveau Front populaire sicherte sich mit 27,98 Prozent der Stimmen und 32 direkt gewählten Abgeordneten den zweiten Platz. Das zentristische Lager von Ensemble! landete mit nur 20,76 Prozent und zwei Sitzen klar auf dem dritten Platz.
In Paris und anderen großen Städten wie Nantes, Dijon, Lille und Marseille kam es zu Demonstrationen gegen einen befürchteten Rechtsruck durch den RN-Sieg. In Lyon eskalierten die Proteste sogar zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Das Innenministerium geht davon aus, dass das RN in der bevorstehenden zweiten Wahlrunde in 390 bis 430 Wahlkreisen antreten wird. In 188 Wahlkreisen kommt es zu einem Duell zwischen den beiden führenden Kandidaten, während in 306 Wahlkreisen drei Kandidaten gegeneinander antreten werden.
Präsident Macron kommentierte das schlechte Abschneiden seiner Partei sofort nach Schließung der Wahllokale. In seiner Stellungnahme betonte er die Notwendigkeit einer “breiten, klar demokratischen und republikanischen Sammlung für den zweiten Wahlgang”.
Erste Prognosen lassen vermuten, dass das RN mit Jordan Bardella als Spitzenkandidat und Marine Le Pen als ideeller Führerin bis zu 280 Sitze im Unterhaus erreichen könnte, während das Links-Bündnis auf 125 bis 200 Sitze kommen könnte. Macrons Liberale könnten auf nur noch 60 bis 100 Sitze fallen.
Bardella und Le Pen mahnten ihre Anhänger, sich nicht zu früh zu sicher zu fühlen und betonten die Wichtigkeit einer hohen Wahlbeteiligung im zweiten Durchgang. Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte unterdessen den Rückzug von etwa 60 Kandidaten seines Lagers an, um eine mögliche Wahl von RN-Kandidaten zu verhindern, und appellierte: “Keine Stimme darf an den Rassemblement National gehen.”
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