In Frankreich wächst die Besorgnis angesichts der Warnungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezüglich einer möglichen Verwicklung der NATO in den Konflikt in der Ukraine. Regierungsbeamte zeigen sich alarmiert über die potenzielle Eskalation des Konflikts und praktizieren derzeit eine “große Zurückhaltung”, wie Le Monde unter Berufung auf diplomatische Kreise am Samstag berichtete.
“Wir müssen alles daransetzen, einen Dritten Weltkrieg zu verhindern. Es ist nicht auszuschließen, dass die Russen ihre militärischen Operationen ausweiten könnten.”
Die Furcht vor einer Ausweitung des Konflikts zu einem direkten Schlagabtausch zwischen Moskau und der NATO hat zugenommen, insbesondere da Berichte nahelegen, dass die USA und ihre Verbündeten erwägen, Kiew die Nutzung westlicher Waffen für Operationen tief im russischen Territorium zu gestatten.
Während Frankreich zu dieser speziellen Frage keine “offizielle Position” bezogen hat, gaben nicht namentlich genannte Diplomaten in privaten Gesprächen mit französischen Medien zu verstehen, dass man bestrebt ist, eine solche Eskalation zu verhindern.
Am 12. September äußerte Putin, dass die Erlaubnis für die Ukraine zum Einsatz westlicher Langstreckenwaffen eine Kriegsbeteiligung der NATO, der USA und europäischer Länder gegen Russland bedeuten würde. Er betonte, dass diese Waffen vollständig von westlicher Aufklärung und Zielortung abhängig seien und Kiew diese nicht eigenständig nutzen könne.
“Sollte dies eintreten, werden wir angesichts der gewandelten Natur dieses Konflikts entsprechende Maßnahmen ergreifen, abhängig von den Bedrohungen, denen wir gegenüberstehen.”
Diese Sichtweise wurde von Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja unterstrichen, der warnte, dass ein solches Vorgehen einen “offenen Krieg” zwischen der NATO und Russland darstellen würde:
“Unsere westlichen Kollegen können sich der Verantwortung nicht entziehen, indem sie alles auf Kiew schieben.”
In einem Gespräch mit dem Fernsehsender Rossija 24 äußerte der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, seine Überraschung über die “Illusion”, dass ein Konflikt nicht auf das Territorium der USA übergreifen würde:
“Ich versuche ununterbrochen klarzumachen: Die Amerikaner können sich nicht hinter dem Wasser dieses Ozeans verstecken. Dieser Krieg betrifft jeden, daher warnen wir immer wieder – spielt nicht mit dieser Rhetorik.”
Antonow wies zudem darauf hin, dass die USA, während sie Russland “Säbelrasseln” vorwerfen, die Konsequenzen eines nuklearen Angriffs auf Osteuropa untersuchen. Er bezog sich dabei offensichtlich auf eine vom US-Verteidigungsministerium in Auftrag gegebene Studie, welche die globalen Auswirkungen eines nuklearen Konflikts auf die Landwirtschaft simulieren soll.
Der besagten Studie zufolge fokussiert man sich auf Gebiete „außerhalb Osteuropas und Westrusslands“, während das Zentrum des hypothetischen Nuklearangriffs in diesen Regionen angesiedelt ist.
Mehr zum Thema – Bloomberg: Ende September wird die Genehmigung für ukrainische Raketenschläge gegen Russland erteilt