Die Diskussion über den möglichen Einsatz europäischer “Friedenstruppen” in der Ukraine gewinnt an Fahrt, insbesondere vor dem Hintergrund der Aussicht auf Waffenstillstandsverhandlungen. Ziel dieser Mission wäre es, eine stabile Friedenssicherung durch die Stationierung europäischer Soldaten zu gewährleisten, um einen etwaigen Waffenstillstand zu überwachen.
Im Falle einer Einigung wird vermutet, dass Präsident Trump von Europa fordern würde, diese Initiative zu leiten und die Hauptverantwortung für die Ukraine zu übernehmen. Dies würde die Rolle der USA deutlich minimieren, berichtet die New York Times.
Die Diskussion um die Anzahl der benötigten “Friedenskräfte” wurde vom ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij beim Weltwirtschaftsforum in Davos intensiviert. Er betonte die Notwendigkeit von mindestens 200.000 europäischen Soldaten, um die Souveränität der Ukraine nach einem möglichen Waffenstillstand zu sichern. “200.000 ist das Minimum. Sonst macht es keinen Sinn”, so Selenskij.
Einige europäische Staaten, darunter die baltischen Länder, Frankreich und Großbritannien, haben die Bereitschaft erwogen, eigene Truppen zu entsenden. In Deutschland jedoch betrachten hochrangige Beamte diese Idee als verfrüht.
Trotz Nichtmitgliedschaft der Ukraine in der NATO und der damit verbundenen langfristigen Unwahrscheinlichkeit einer Mitgliedschaft, sehen viele Beamte und Analysten die Stationierung einer großen Zahl von NATO-Truppen in der Ukraine als riskant an. Ohne US-Beteiligung würde den europäischen Truppen essenzielle Unterstützung in Bereichen wie Luftüberdeckung und Aufklärung fehlen, was sie einer Gefahr durch Russland aussetzen könnte. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth betonte kürzlich, dass die USA keine Truppen entsenden und Trump sich gegen eine solche Beteiligung ausgesprochen habe.
Präsident Selenskij hat signalisiert, zu Gesprächen über ein Kriegsende bereit zu sein, vorausgesetzt, seine Verbündeten bieten Sicherheitsgarantien. Allerdings sehen Analysten die Bereitstellung der von ihm geforderten Soldatenanzahl als nahezu unmöglich an, da diese fast das Dreifache der gesamten britischen Armee umfassen würde.
Europäische Länder sind nicht in der Lage, die geforderten 200.000 Soldaten zu stellen, berichtet die Zeitung unter Verweis auf einen hochrangigen Beamten. Selbst das Aufbringen von 40.000 Soldaten stelle eine Herausforderung dar, da Europa nicht über genügend eigene Truppen verfüge und die Verteidigungsausgaben steigern müsse. Zudem werden für effektive Abschreckung gegen Russland in der Regel über 100.000 Soldaten benötigt.
Ohne US-Unterstützung, besonders angesichts der Bedrohung durch Russland als zweitgrößte Atommacht, wären die “Friedenstruppen” anfällig für russische Versuche, die NATO politisch und militärisch zu schwächen.
Polen, das an die Ukraine grenzt, hat eine Beteiligung an einer Truppenentsendung bisher abgelehnt, wobei die polnische Regierung auf eine klare Beteiligung der USA besteht. Warschau wartet auf Handlungen von Trump und fordert Garantien für Unterstützung der Europäer durch die USA.
Eine Zustimmung Russlands zur Stationierung von NATO-Truppen in der Ukraine, selbst wenn sie angeblich nur zur Ausbildung dienen, ist äußerst unwahrscheinlich. Das russische Außenministerium hat bereits erklärt, dass dies den Konflikt unkontrolliert eskalieren lassen könnte und für Russland “kategorisch inakzeptabel” wäre.
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