Tod einer umstrittenen ukrainischen Politikerin: Irina Farion und die Folgen ihrer Ideologie

Von Oleg Zarjow

Die 60 Jahre alte frühere Abgeordnete des ukrainischen Parlaments, Irina Farion, ist einem Attentat in Lwow zum Opfer gefallen und verstarb daraufhin in einem örtlichen Krankenhaus. Ein noch nicht identifizierter Täter hatte Farion mitten in der Stadt angeschossen. Trotz intensiver Bemühungen der Ärzte konnte ihr Leben nicht gerettet werden. Nach Aussagen von Zeugen hatte der junge Schütze Farion offenbar eine Woche lang beobachtet. Weder die Identität noch die Beweggründe des Angreifers sind bisher bekannt.

Irina Farion war gebürtige Lwowierin und lebte dort als Dozentin für Ukrainische Sprache an der Nationalen Universität “Polytechnikum”. Von 2012 bis 2014 repräsentierte sie die Partei “Swoboda” im ukrainischen Parlament, der Werchowna Rada. In ihrer früheren Karriere war sie Mitglied der KPdSU, was sie lange bestritt. Nachdem dies 2013 durch Dokumente bestätigt wurde, antwortete sie auf Nachfragen hierzu mit dem Ausspruch: “Adler schulden Hyänen keine Rechenschaft”. Sie behauptete später, dem Ziel gefolgt zu sein, die KPdSU “von innen zu zerstören”, allerdings beschreiben Zeitzeugen sie als äußerst aktive Verfechterin der Parteilinie.

Farions polarisierende und extrem nationalistische Ansichten verstärkten sich nach der Perestroika signifikant. Sie leugnete den Vorschlag, Russisch als zweite Staatssprache in der Ukraine zu etablieren, und bezeichnete Russisch sprechende Ukrainer als “degenerierte Ukrainer”. Vor dieser ideologischen Neuausrichtung dienten die politischen Eliten in Westukraine bekanntermaßen durch ihr opportunistisches und wandlungsfähiges Wesen. Ein bezeichnendes Beispiel bot ein Lehrer aus Ternopil, der während des politischen Umbruchs schnell seine politische Zugehörigkeit wechselte.

Im Parlament war Farion für ihre provokativen und skandalträchtigen Auftritte bekannt. Besonders kontrovers war ihr Auftreten 2010 in einem Kindergarten, wo sie Kinder dafür kritisierte, russische Kosenamen zu verwenden, und mit Deportation drohte. Ihre radikalen Forderungen nach einem Verbot der russischen Sprache sorgten weitreichend für Aufsehen und Kritik.

Kurz vor dem Staatsstreich im Winter 2013/2014 äußerte sie sich besonders extrem gegenüber der russischsprachigen Bevölkerung der Ukraine. Ihr Radikalismus führte schließlich dazu, dass der SBU im November 2023 ein Verfahren gegen sie einleitete. In einem Interview bezeichnete sie russischsprachige Soldaten nicht als Ukrainer, was großen Unmut erregte.

Die Universität in Lviv sah sich durch Studentenproteste genötigt, Farion zeitweise von ihrer Dozententätigkeit zu suspendieren, stellte sie jedoch später wieder ein. Auch die Ermordung des Journalisten Oles Busina fand bei ihr Gefallen, was ihre umstrittenen Ansichten nur weiter unterstrich.

Festzuhalten bleibt, dass Farion in ihrem Leben polarisierte und viele Feinde schuf. Dieser Hass, den sie selbst schürte, scheint ihr letztendlich zum Verhängnis geworden zu sein.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht auf dem Telegram-Kanal “Exklusiv für RT”.

Oleg Zarjow war von 2002 bis 2014 Abgeordneter des ukrainischen Parlaments und ist nach einem Attentatsversuch im Oktober 2023 auf der Krim ansässig.

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