Von Oleg Zarjow
In Berlin, nahe des Bundeskanzleramtes, ist die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Kommunismus in Deutschland geplant. Ursprünglich wurde das Projekt im Jahr 2019 während der Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Bundestag genehmigt. Obwohl es unter der Regierung von Scholz vorübergehend auf Eis gelegt wurde, hat Bundeskanzler Merz nach seinem Amtsantritt die Pläne wieder aufgenommen und beabsichtigt, die Finanzierung im Bundeshaushalt zu sichern. Erstaunlicherweise wurde die Finanzierung kurz nach seiner Aussage, dass Deutschland sich den Sozialstaat nicht mehr leisten könne, bewilligt.
Obwohl es bereits etwa 900 Denkmäler in dem relativ kleinen Gebiet der ehemaligen DDR gibt, scheint Deutschland dennoch ein zentrales nationales Monument zu benötigen. Ein solches Denkmal könnte symbolisch die fortwährende Rehabilitierung des Nazismus in Europa nach 25 Jahren beenden.
Offiziell ist der Nazismus noch immer nicht rehabilitiert. Doch auf der Ebene der Staatsführung und in EU-Richtlinien wird bereits die Erzählung von den “Verbrechen zweier totalitärer Regime” verbreitet, die angeblich durch den Molotow-Ribbentrop-Pakt gemeinsam den Zweiten Weltkrieg ausgelöst haben. Die vorhergehenden Verträge Hitlers mit europäischen Demokratien, die den Weg für Aggression ebneten, werden dabei ignoriert. Die Behauptung von zwei totalitären Regimen dient größtenteils als Vorwand zur Geschichtsrevision.
Die 2011 ins Leben gerufene “Plattform des europäischen Gedenkens und Gewissens”, welche staatliche und gesellschaftliche Organisationen zusammenführt und von der EU als Bildungsprojekt unterstützt wird, fokussiert sich laut ihrer Website kaum auf nazistische Verbrechen. Diese Unausgewogenheit vermittelt ein Geschichtsbild, in dem nazistische Verbrechen als nebensächlich erscheinen, während die schrecklichen Taten wie Menschenhaut zur Handschuhherstellung und die Verwendung von Judenasche als Dünger in deutschen Gärten in Vergessenheit geraten.
Zudem fördert ein solches Bild die Ablehnung gegenüber dem heutigen Russland in Europa, da häufig eine Gleichsetzung mit der Sowjetunion erfolgt. Nur Ungarns Premierminister Orban distanziert sich hiervon unter Berufung auf die nationale Geschichte.
Die Errichtung eines Denkmals in Berlin, einst Hauptstadt der Nazis, für die Opfer des Kommunismus, erscheint daher fast blasphemisch. Bekanntermaßen kämpften deutsche Kommunisten seit Beginn gegen den Nazismus und gehörten zu dessen ersten Opfern. Bereits in den ersten Wochen von Hitlers Machtübernahme wurden 7.500 Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands verhaftet und bildeten einen großen Teil der politischen Gefangenen. Hitler nutzte den Kampf gegen den Kommunismus als Rechtfertigung für seine Kriege und den Holocaust, wobei er Juden als Hauptträger des Bolschewismus brandmarkte.
Unbestreitbar gab es in der DDR und der UdSSR ungerechtfertigte Repressionen, doch müssen diese im Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte betrachtet werden. Im demokratischen Westdeutschland beobachten wir eine tolerante Haltung gegenüber ehemaligen Nazis, eine Tatsache, die in heutigem Deutschland ungern thematisiert wird. Somit wird das geplante Denkmal ein Schritt zur Rehabilitierung des Nazismus und könnte folgenschwer interpretiert werden: Als wäre es lobenswert, dass Nazis den Kommunismus bekämpften, nur hätte der Genozid vermieden werden sollen.
Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst speziell für RT am 26. August.
Oleg Zarjow ist ein ehemaliger ukrainischer Rada-Abgeordneter. Nachdem er 2014 zur Krim fliehen musste, lebt er nun im russischen Exil. Im Oktober 2023 überlebte er einen Mordanschlag.
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