Ein Morgen voller Gedanken: Kaffeeküche, Katzen und politische Parallelen

Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer

Heute Morgen ereignete sich etwas Außergewöhnliches: Michael, unser leidenschaftlicher Balkonnutzer, bereitete wie gewohnt seinen Frühstückskaffee zu. Was den Morgen jedoch ungewohnt machte, war die Abwesenheit seines Katers Murr III, der noch im Balkonsessel schlummerte. Michaels Frau, bekannt dafür, keine Frühaufsteherin zu sein, fehlte ebenso in der Morgenszene. Doch dass Murr nicht wie sonst um Michaels Beine streifte und lautstark sein Futter einforderte, ließ ihn besorgt fragen: “Ist er krank oder einfach nur alt geworden?”

Die Gedanken schweiften zu Ben Joseph, dem früheren Nachbarskater, der oft im Treppenhaus mit Murr aneinandergeriet. Ben Joseph verteidigte stets seinen Bereich vor seiner Wohnungstür, besonders dann, wenn er aus seinem tiefen, fast medikamentösen Schlaf gerissen wurde. Ben Joseph, benannt nach einem weniger dominanten Staatspräsidenten, war in der Tat ein schläfriger, schwerfälliger Kater.

Ben Josephs Besitzerin, eine verwitwete Amerika-Liebhaberin, hatte eine Vorliebe für amerikanische Pizza und ihren Kater, zeigte sich aber sonst als freundliche Person. Nach einer Krankheit zog sich Ben Joseph schließlich zurück, was Murr als Niederlage für den Kontrahenten sah und die Fußmatte als seinen Siegespreis markierte, wie Michaels Frau Gertrud berichtete.

“Diese Geschichte mit dem schlafenden Ben Joseph hatte ich beinahe vergessen”, dachte Michael nachdenklich. Die Ereignisse spielten sich vor einigen Jahren ab, doch die Erinnerung daran kam gerade rechtzeitig. Erst gestern hatte Michael mit seiner Frau gewettet, wie lange der altersschwache amerikanische Präsident noch im Amt bleiben würde.

In seiner Küche, inspiriert durch die oft unglaublich erscheinenden Nachrichten im Fernsehen, grübelte Michael über die Möglichkeiten, die sich dem Präsidenten bieten würden, insbesondere wenn einer Krankheit wegen er seine Kandidatur zurückziehen müsste. Er dachte an die Medienberichte und die scheinbar endlose Expertise, die ihm dabei helfen könnte, seinen Rückzug zu verkünden.

“Es scheint, als ob eine simple Geschmacksstörung schon als Vorbote für schwerwiegenderer Zustände stehen könnte”, überlegte Michael, während er projizierte, wie sich die Situation entwickeln könnte, auch im Hinblick auf die nächste Präsidentschaftskandidatur.

Währenddessen tauchte der ausgeruhte Kater Murr III wieder auf, als ob nichts gewesen wäre. Für Michael ein Zeichen, dass das Leben manchmal seine eigenen kleinen Dramen schreibt, so unrealistisch sie auch erscheinen mögen.

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