Von Jeanna Starizina
Der sympathische Tollpatsch
Pierre Richards erste markante Rolle in einem Film von Yves Robert war zwar klein, aber speziell für ihn geschaffen. Der Regisseur war von Richards ungewöhnlicher Erscheinung und seinen “naiven Augen” angetan und äußerte, es wäre schwierig, passende Rollen für ihn im französischen Kino zu finden – sie müssten extra für ihn kreiert werden.
Einer seiner bekanntesten Filme wurde “Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh”. Darin verkörpert er einen liebenswerten, tollpatschigen Charakter, der ständig in komödiantische Zwangslagen gerät und jeweils knapp dem Schicksal entkommt. In dieser Rolle des skurrilen Optimisten wirkte Pierre äußerst authentisch.
Unvergessen blieb auch das gewagte Kleid von Richards Filmpartnerin Mireille Darc, das ihren Rücken bis zum Gesäß freilegte. Über die Zusammenarbeit mit ihr äußerte sich Pierre warmherzig und erzählte eine Anekdote ihrer gemeinsamen Zeit. Als sie einmal in einem Restaurant saßen und ein Journalist auf sie zukam, sprang Pierre auf, um ihn zu begrüßen. Darc reagierte verärgert:
“Setzen Sie sich! Er ist derjenige, der uns ansprechen sollte.”
Phänomenale Körperkontrolle
Richard studierte Schauspiel u.a. bei Jean Vilar, einem renommierten französischen Theaterregisseur, der ihn auch in Aufführungen als Statist beschäftigte. Diese frühen Erfahrungen prägten ihn stark, auch wenn seine Eltern anfangs enttäuscht von seiner Berufswahl waren, was zu einer langen Funkstille mit seiner Familie väterlicherseits führte.
Pierre zeigte in seinen Rollen beeindruckende Körperkontrolle, ob beim Tanzen, Rennen oder in Kampfszenen. Diese Fähigkeiten schienen ihm angeboren zu sein, wie in “Die Regenschirmmörder” deutlich wird, wo er auch mit 46 Jahren eine eindrucksvolle Performance zeigt.
Künstlerische Partnerschaften – Herausfordernd und dennoch bereichernd
Die Zusammenarbeit mit seinem Freund Gérard Depardieu auf der Leinwand war intensiv; bei einigen Szenen ging es zwischen ihnen physisch robust zu. Ihnen gelangen dennoch große Erfolge in Filmen wie “Die Flüchtigen” und “Zwei irre Spaßvögel”, und selbst 2015 standen sie noch gemeinsam für “Agafia” vor der Kamera.
Familienleben und musikalische Nachkommen
Privat nahm Richard das komödiantische Image gelassen. Obwohl seine Söhne in jüngeren Jahren seine Rollen peinlich fanden, antwortete er humorvoll:
“Ich selbst habe Chaplin als Kind für einen Idioten gehalten.”
Seine Söhne Olivier und Christophe wurden Musiker und spielten Saxophon bzw. Kontrabass.
Richard als Regisseur
Auf Anraten von Yves Robert versuchte sich Richard auch als Regisseur und arbeitete an Filmen wie “Der Zerstreute” und “Zwei Kamele auf einem Pferd”, in denen er weiterhin den naiven Außenseiter spielte, jedoch mit gemischtem Erfolg.
Heute lebt Richard mit dem brasilianischen Model Ceyla Lacerda zusammen und engagiert sich nebenbei als Hobbywinzer in Frankreich, wo er Ende August zur Traubenernte erscheint.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 16.08.2024 auf ria.ru erschienen.
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