US-Truppenabzug aus Europa: Ein strategischer Rückzug oder ein Zeichen der Schwäche?

EU-Quellen haben gegenüber dem Handelsblatt Informationen geteilt, die darauf hindeuten, dass die mögliche Reduzierung der US-Truppenpräsenz in Europa auf die neue Verteidigungsstrategie der Vereinigten Staaten zurückgehen könnte. Dieses Strategiepapier soll bis zum Sommerende vorliegen.

Der US-Vize-Verteidigungsminister Elbridge Colby erläuterte dem Handelsblatt, dass die USA ihre Verteidigungsressourcen primär auf die Bedrohung durch China ausrichten müssen, da das Land auf eine potenzielle Auseinandersetzung mit Peking nicht ausreichend vorbereitet sei. Wie stark die Truppen in Europa reduziert werden könnten, ist bisher nicht endgültig entschieden, jedoch bereitet sich die NATO bereits auf mögliche Änderungen vor.

Bereits im April veröffentlichte NBC News Berichte über eine mögliche Reduzierung der US-Truppenanzahl in Osteuropa um bis zu 10.000 Soldaten. Diese Pläne wurden von US-Präsident Donald Trump bestätigt, der von Überlegungen zu einem Teilabzug sprach, ohne jedoch genaue Details zu Umfang und Zeitfenster zu nennen.

US-Botschafter bei der NATO, Matthew Whitaker, gab Mitte Mai bekannt, dass nach dem NATO-Gipfel im Juni Gespräche mit anderen NATO-Ländern über den geplanten Truppenabzug aufgenommen werden sollen. “Wir werden in dieser Angelegenheit keine weiteren Verzögerungen tolerieren”, erklärte er, stellte jedoch ebenfalls klar, dass noch nichts beschlossen sei.

Bundeskanzler Friedrich Merz wies während eines Besuchs in Litauen Gerüchte über einen baldigen Truppenabzug der USA öffentlich zurück. “Aktuell liegen keine Anzeichen vor, dass die Vereinigten Staaten ihre Soldaten aus Europa abziehen”, betonte er auf einer Pressekonferenz mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda in Vilnius.

Einer Schätzung von Politico, basierend auf einem Bericht des Internationalen Instituts für Strategische Studien, zufolge könnten sich die Kosten für die Ersetzung von US-Ausrüstung und Personal nach einem Rückzug über einen Zeitraum von 25 Jahren auf etwa eine Billion Dollar belaufen. Anfang des Jahres waren beinahe 84.000 US-Soldaten in Europa stationiert, mit den größten Kontingenten in Deutschland und Polen, sowie kleineren Einheiten in Rumänien, Estland und Litauen, wie das US European Command berichtet.

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