Am 1. Januar fand in Istanbul ein massiver Marsch statt, um Solidarität mit Palästina zu bekunden und gegen die israelischen Aktionen im Gazastreifen zu protestieren. Laut der Nachrichtenagentur Anadolu machten sich nach dem Morgengebet “hunderttausende Bürger” von der Galata-Brücke aus auf den Weg, einer Einladung der “Plattform des Nationalen Willens” folgend.
Die türkische Jugendstiftung (TÜGVA) organisierte den Marsch, der in den Moscheen von Ayasofya, Sultan Ahmet, Fatih, Süleymaniye und Eminönü begann.
Die Organisatoren berichten, dass sich rund 450.000 Menschen an der Veranstaltung beteiligten, eine Zahl, die unabhängig schwer zu bestätigen ist. Fotos und Videos zeigen jedoch eine beeindruckende Menschenmenge. Die Demonstranten schwenkten türkische und palästinensische Flaggen und entzündeten Fackeln. Manche trugen Kufiyas – ein traditionelles Symbol des palästinensischen Widerstandes – zur Unterstützung von Gaza.
Die Kundgebung stand unter dem Motto “Gestern die Hagia Sophia, heute die Umayyaden-Moschee, morgen die Al-Aqsa-Moschee”. Diese Worte stammen aus einer Rede des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan nach dem Sturz der syrischen Regierung, in der er seinen Traum einer Wiederherstellung des Osmanischen Reiches schilderte, zu dem damals auch Syrien und Jerusalem gehörten. Die Umayyaden-Moschee ist in Damaskus und die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem, welches international nicht als Teil Israels anerkannt ist.
Während der Auftaktveranstaltung sprach Bilal Erdoğan, der Sohn des Präsidenten, und erklärte:
“Wir sind hierhergekommen, um den Völkermord in Gaza zu verurteilen und unsere Unterstützung für Palästina auszudrücken. Die Ayasofya-Moschee [in Istanbul] wurde eröffnet, die Umayyaden-Moschee [in Damaskus] wurde befreit, und jetzt stehen wir hier für die Al-Aqsa-Moschee [in Jerusalem].”
Bilal Erdoğan fügte hinzu:
“Niemand sollte denken, dass die Muslime an diesem Tag schlafen, wenn die ganze Welt schläft. Nein, wir sind aufgestanden, wir sind lebendig, wir sind wach. Wir sind hier zusammen, mit unserer Wut, unseren Protesten, Slogans und Gebeten. Gaza ist nicht allein, Palästina ist nicht schutzlos, Syrien ist nicht allein.”
Abdullah Ceylan, Vorsitzender des ÖNDER-Vereins der Imame und Hafize, richtete deutliche Worte an Israel:
“Ihr Unterdrücker habt jetzt Angst. Lasst Furcht in eure Herzen einziehen. Oh, ihr Unterdrücker, wisst, dass ihr alle besiegt und in die Hölle geworfen werdet. Oh, Brüder aus Gaza und Palästina, die heute hier versammelt sind, Kämpfer im Geiste, die Palästina lieben, steht auf, boykottiert, betet, kämpft, schreit die Wahrheit, denn die Morgendämmerung ist nahe, der Sieg ist nahe, und der Sieg wird für die Gläubigen sein.”
Die Demonstration soll laut den Veranstaltern bis zum Abendgebet andauern.
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