Wer nicht reich ist, kann in der selbsterklärten Vorzeigedemokratie USA nicht Präsident werden und kommt auch nur schwer an einen politisch einflussreichen Posten. Für den Wahlkampf werden zusätzlich Unsummen benötigt. Die ohnehin schwerreichen Präsidentschaftskandidaten rufen daher ihre Unterstützer zusätzlich zu Spenden auf.
Am gestrigen Donnerstag lud der amtierende Präsident zur Spendengala und bekam dabei prominente Unterstützung von ehemaligen Amtsinhabern. Barack Obama, geschätztes Vermögen mindestens 70 Millionen Dollar, und Bill Clinton, geschätztes Vermögen 120 Millionen Dollar, nahmen in der Radio Music Hall in New York in bequemen Sesseln neben Joe Biden Platz und philosophierten über die Vorzüge der Demokratie US-amerikanischer Prägung. Ein Redebeitrag von Barack Obama kostet aktuell mindestens 800.000 Dollar. Ob Obama auf sein Honorar zugunsten der Wahlkampagne Bidens verzichtet hat, ist nicht bekannt.
Eingeworben wurden mit der Veranstaltung laut Bidens Wahlkampfteam 26 Millionen Dollar, die nun für Bidens Kampagne zur Verfügung stehen. Zu der Wahlkampf-Show fanden sich mehrere tausend Besucher ein. Wer reingelassen werden wollte, musste tief in die Tasche greifen. Zwischen 225 und einer halben Million Dollar kosteten die Eintrittskarten.
Ob die hochkarätige Besetzung etwas an den schlechten Umfragewerten Bidens ändert, wird sich zeigen. Sollte er bei den Wahlen durchfallen, lässt sich jedenfalls ausschließen, dass es an zu wenig Geld lag. Davon war genug da. Mit dem Vertrauen der Wähler in Joe Biden hapert es jedoch. Ob der 81-Jährige eine zweite Amtszeit gesundheitlich und vor allem geistig halbwegs fit überhaupt durchstehen kann, hält eine wachsende Zahl von US-Amerikanern für fraglich.
Fraglich ist auch, ob Bidens Schwerpunktsetzung bei den Wählern zieht. Trotz relativ guter Daten steht Biden wegen seiner Wirtschaftspolitik in der Kritik. Umstritten ist auch seine Nahost-Politik und die Bereitschaft, die Ukraine weiterhin mit Waffenlieferungen zu unterstützen, ist unter den Bürgern gering. Die Amerikaner würden es lieber sehen, wenn das Geld für die marode Infrastruktur und den Grenzschutz ausgegeben würde. Während der Veranstaltung gab es immer wieder Zwischenrufe. Insbesondere als sich Biden und seine Amtsvorgänger zum Nahost-Konflikt äußerten, gab es Protest. Biden habe “Blut an den Händen”, riefen die Kritiker seiner Israel-Politik.
Ob die Unterstützung der beiden Ex-Präsidenten ausreicht, Biden zu einer zweiten Amtszeit zu verhelfen, wird sich im November zeigen. Am 5.11.2024 sind in den USA Präsidentschaftswahlen.
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