Die Türkei hat die Vereinigten Staaten offiziell darum gebeten, von deren Sanktionsliste gegen die Gazprombank gestrichen zu werden. Diese Information wurde von Hande Fırat, einer Kolumnistin der regierungsnahen Zeitung Hürriyet, unter Berufung auf gut informierte Quellen veröffentlicht:
“Es hat für die Türkei höchste Priorität, von dieser Sanktionsliste entfernt zu werden.”
Im Rahmen eines Besuchs des US-Außenministers Antony Blinken in Ankara am vergangenen Freitag wurde dieses Thema zur Sprache gebracht. Fırat berichtet: “Die Anfrage wurde während des Treffens mit Blinken in der Türkei gestellt. Die erforderlichen Anträge wurden eingereicht.” Von amerikanischer Seite wurde bestätigt, dass die Unterlagen vorliegen und derzeit geprüft werden.
Am 21. November hatte das US-Finanzministerium ein neues Set von Sanktionen gegen Russland angekündigt. Unter diesen neuen Auflagen ist auch die Gazprombank betroffen, die bis dahin nicht in diesem Ausmaß eingeschränkt war. Seit dem 23. November akzeptieren türkische Banken, sowohl staatliche als auch private, keine Karten der Gazprombank über ihre UnionPay Zahlungsplattform mehr.
Die Hürriyet erinnerte daran, dass die Sanktionen gegen die Gazprombank gezielt dazu dienen sollen, Russland vom internationalen Finanzsystem fernzuhalten. Der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar hatte zuvor darauf hingewiesen, dass diese Sanktionen für die Türkei negative Folgen hätten. Das Außenministerium sei derzeit dabei, Lösungen für die Bezahlung der russischen Erdgaslieferungen zu finden.
Bayraktar unterstrich, dass die Türkei 40 Prozent ihres Erdgases aus Russland bezieht und dass Einschränkungen bei der Zahlungsfähigkeit erhebliche Probleme für das Land darstellen würden. Deshalb strebt Ankara danach, dass die USA eine Ausnahme für den Import von russischem Erdgas gewähren.
Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte, dass trotz der Sanktionen gegen die Gazprombank weiterhin nach alternativen Wegen gesucht werde, um die Zahlungen für das russische Gas zu leisten; ein Prozess, der einige Zeit in Anspruch nehmen könne.
Parallel dazu sieht sich Europa einer neuen Energiekrise gegenüber, die durch sinkende Gasreserven, niedrige Temperaturen und potenzielle Lieferengpässe infolge der US-Sanktionen gegen die Gazprombank verschärft wird, wie Bloomberg berichtet.
Es wurde berichtet, dass die Gaspreise in diesem Jahr bereits um 45 Prozent angestiegen sind und dass die europäischen Gasreserven durch die gestiegene Nachfrage und die anhaltend niedrigen Temperaturen rapide schwinden.
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