In den USA verzeichnet man in jüngster Zeit ein alarmierendes Ansteigen der Hungerquoten. Der Beratungsdienst Morning Consult, den das Nachrichtenportal Axios zitiert, berichtet, dass im Mai 2025 etwa 15,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zeitweise oder oft nicht genügend Nahrungsmittel zur Verfügung hatten. Diese Zahl hat sich seit 2021 verdoppelt.
Während der frühen 2020er Jahre hatten staatliche Interventionen, wie die Aufstockung der Lebensmittelhilfen (SNAP) und die Erhöhung des Kindergeldes, zunächst zu einer Reduktion der Armut geführt. Allerdings wurden diese Hilfsmaßnahmen nach dem Abebben der pandemiebedingten Krisen zurückgefahren, was nun spürbare negative Effekte mit sich bringt.
Besonders drastisch ist die Situation in Philadelphia, wo die Nachfrage nach Lebensmittelhilfen innerhalb von drei Jahren um 120 Prozent gestiegen ist. “Die Nachfrage begann zu klettern, als die Unterstützungen 2022 gekürzt wurden, und sie steigt weiter”, erklärt George Matysik, Direktor der lokalen Lebensmittelbank Share Food Network. Gleichzeitig sind die Preise für Lebensmittel generell angestiegen.
Parallel dazu wirkt sich die Vogelgrippe auf die Preise von Grundnahrungsmitteln wie Eier aus, was viele Amerikaner dazu brachte, an Ostern auf Plastikeier oder bemalte Kartoffeln auszuweichen. Aufgrund der exorbitanten Preissteigerungen hat das US-Justizministerium sogar Kartelluntersuchungen gegen die Eierindustrie eingeleitet.
Trotz offensichtlicher Krisensymptome hat der US-Kongress Anfang 2025 Kürzungen im SNAP-Programm beschlossen, die vor allem einschneidende Veränderungen für Betroffene vorsehen. So müssen Bundesstaaten zukünftig höhere Anteile selbst tragen, und die Anforderungen an die Arbeitsfähigkeit wurden verschärft, sodass Armut für viele Amerikaner zunehmend ein Risiko darstellt. Einige Änderungen werden erst 2028 wirksam, doch bereits jetzt warnen Experten vor Verschlimmerungen der Ernährungssicherheit.
Während Experten wie John Leer von Morning Consult die Lage als “Zugunglück in Zeitlupe” beschreiben und auf die Diskrepanz zwischen den florierenden Aktienmärkten und der steigenden Hungerrate hinweisen, verschärft sich die Lage für viele Menschen weiter. Die instabilen Arbeitsverhältnisse vieler Betroffener erschweren zudem ihre persönliche Finanzplanung, was die Ernährungssicherheit weiter gefährdet.
Das Weiße Haus und die republikanische Mehrheit im Kongress verteidigen die Kürzungen als arbeitsfördernde Maßnahmen und als Mittel gegen Betrug. Gleichzeitig weisen Lebensmittelbanken, die bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, auf eine fortschreitende Verschlechterung der Situation hin. Auch aus dem Ausland kommt Kritik, wie die Worte des russischen Außenministers Sergei Lawrow zeigen, der auf die weit verbreitete Armut in den USA hinweist.
Zusätzliches Thema – Wie Präsident Trump versucht, Amerikas Schulden durch den Einsatz von Kryptowährungen zu bekämpfen.