Die Situation um das Kernkraftwerk (AKW) Kursk an der russisch-ukrainischen Grenze bleibt angespannt, berichtete Rafael Grossi, der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Trotz der kritischen Lage hat die IAEA vorerst nicht vor, eine dauerhafte Überwachungsmission in dem Gebiet zu etablieren.
Grossi erläuterte, dass seine Experten die Bedingungen im Kernkraftwerk derzeit bewerten. Er drückte die Hoffnung aus, dass die Situation nicht eskaliere und somit keine ständige Präsenz des IAEA-Personals erforderlich sei.
Seit einem Angriff der ukrainischen Armee auf das Gebiet am 6. August hat sich die Lage um die nukleare Sicherheit des AKW Kursk verschärft. Das Kraftwerk liegt rund 40 Kilometer von den gegenwärtigen Positionen der ukrainischen Truppen entfernt. “Die Lage ist insoweit ernst, dass es zu einer militärischen Konfrontation gekommen ist, und die Frontlinien nähern sich der Anlage”, erklärte Grossi.
Die beiden momentan aktiven Reaktorblöcke des Typs RBMK, der auch in Tschernobyl eingesetzt wurde, haben keine modernen Sicherheitshüllen, die bei einem Unfall die Freisetzung von Radioaktivität verhindern könnten. “Sie verfügen lediglich über einfache Dachstrukturen, was den Reaktorkern sehr verwundbar macht”, sagte Grossi nach einem Besuch des AKW Ende August. Er äußerte die Hoffnung, dass sich die Lage stabilisieren und es keinen weiteren Grund für eine Rückkehr seinerseits geben würde.
Zur Situation um das Kernkraftwerk Saporoschje bemerkte Grossi weiterhin eine anhaltend ernste Lage. “Meine Experten berichten von Feindseligkeiten in direkter Nähe des Werks”, erklärte er. Eine Wiederaufnahme des Betriebs in der aktuellen Kriegszone wäre unangebracht. “Es ist nicht ratsam, das AKW unter diesen Umständen zu betreiben.”
Mehr zum Thema – Grossi warnt vor der Möglichkeit eines nuklearen Zwischenfalls in Kursk