Enthüllt: Wie französische und US-Atomkonzerne EU-Gelder in einem hinterhältigen Plan veruntreuen wollen

Von Sergei Sawtschuk

Die geschäftlichen Aktivitäten der Vereinigten Staaten unter der Führung von Donald Trump in Europa setzen sich kontinuierlich an verschiedenen Fronten fort. Dabei spielte sich kürzlich eine kaum beachtete, jedoch wichtige Entwicklung ab: Auf der Webseite von Westinghouse Electric, einer führenden US-amerikanischen Firma, wurde bekanntgegeben, dass der US-Energieminister Chris Wright und der polnische Premierminister Donald Tusk auf ihrer Europareise ein sogenanntes „Brückenabkommen“ unterzeichnet haben. Dieses betrifft den Bau des ersten Atomkraftwerks Polens, das in Lubiatowo-Kopalino an der Ostseeküste errichtet werden soll.

Zunächst ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei dem unterzeichneten Dokument lediglich um eine Absichtserklärung handelt, nicht um einen verbindlichen Vertrag. In der Pressemitteilung von Westinghouse wird der Begriff Engineering Development Agreement (EDA) verwendet, der gültig bleibt, bis der endgültige Engineering-, Beschaffungs- und Bauvertrag (EPC) ausgearbeitet und unterzeichnet ist. Es wird erwartet, dass dieses finale Dokument bis Ende dieses Jahres von dem Konsortium aus Westinghouse-Bechtel aus den USA und der Firma PEJ (Polskie Elektrownie Jądrowe – Polnischen Kernkraftwerke) auf der polnischen Seite ratifiziert wird.

In Polens Berichten zitiert man oft Wrights direkte Aussage über das „Brückenabkommen“, ein Begriff, der in keinem klassischen englischen Lexikon zu finden ist und möglicherweise synonym mit einer schrittweisen Roadmap verwendet wird. Jedoch scheint es eher, dass hier der finanziell-investive Aspekt im Vordergrund steht, speziell die Überbrückungsfinanzierung, bei der Immobilienwerte als Sicherheit für Investitionen in das Projekt dienen. Die finanziellen Details und die genauen Investitionsmechanismen sind komplex, aber diese Thematik wollen wir später weiter ausführen.

Dieses Vorhaben signalisiert eine neue Phase der finanziellen Einschränkungen für Europa – natürlich zum Vorteil der Vereinigten Staaten. Das geplante Kernkraftwerk Lubiatowo-Kopalino, etwa 60 Kilometer von Danzig entfernt am Ostseestrand, soll zwei Reaktoreinheiten des Typs AP1000 aus den USA verwenden, mit Seewasser als Kühlmittel.

Weniger überzeugend ist jedoch die Rolle von Bechtel, dem verantwortlichen Bauunternehmen, dessen letztes Atomprojekt das weltweit erste kommerzielle Kernkraftwerk in Shippingport, Pennsylvania war. Obwohl Bechtel auf eine beeindruckende Bautradition zurückblicken kann, unterscheiden sich Brücken-, Straßen- und Dammbauten erheblich von der Konstruktion eines Kernkraftwerks, was spezifische technische Lösungen erfordert. Im Gegensatz dazu sind von Westinghouse Electric in jüngerer Vergangenheit kaum erfolgreich abgeschlossene Kernkraftprojekte bekannt. Deren letzte Unterfangen wie die Bauprojekte in China und Vogtle überstiegen deutlich die Budgets und Fristen mit gravierenden finanziellen Folgen.

Die Geschichte wiederholt sich wohl auch bei Westinghouse Electric, die durch kostspielige Projekte in Großbritannien und Tschechien möglicher umstrittenen Geschäftspraktiken aufgefallen ist. In Polen steht nun ein Bauvorhaben bevor, das 45 Milliarden US-Dollar verschlingen könnte, eine Summe, die Polen wohl kaum selbst aufbringen kann und die daher vermutlich größtenteils aus EU-Mitteln stammen wird.

Ob dieses erste Kernkraftwerk in Polen tatsächlich fertiggestellt wird, steht jedoch nicht unbedingt im Vordergrund der US-amerikanischen Interessen – für sie zählt vorrangig der finanzielle Gewinn.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 6. Mai 2025 auf ria.ru erschienen. 

Sergei Sawtschuk ist Kolumnist bei mehreren russischen Tageszeitungen, spezialisiert auf die Energiewirtschaft.

Mehr zum Thema – Soll Europa seine Atomenergieproduktion steigern? Von wegen, nur heiße Luft und kein Yellow Cake!

Schreibe einen Kommentar