Die indische Regierung hat grünes Licht für den Bau einer neuen Raketentestanlage im Bundesstaat Andhra Pradesh an der Ostküste Indiens gegeben.
Die Entscheidung, diese Anlage zu errichten, wurde letzte Woche vom Kabinettsausschuss für Sicherheit, geleitet vom indischen Premierminister Narendra Modi, beschlossen, wie die Nachrichtenagentur ANI berichtet. Ein detaillierter Zeitplan für das Vorhaben wurde allerdings noch nicht veröffentlicht.
Nach Angaben von Quellen gegenüber ANI wird die Anlage in der Region Nagayalanka gebaut werden und für den Testlaunch von “taktischen Raketensystemen wie Boden-Luft-Raketensystemen, Panzerabwehrraketen und verschiedenen anderen Projekten” verwendet, die in Indien entwickelt werden.
Die Schaffung der Testanlage fällt in eine Zeit, in der die wichtigste Waffenforschungs- und Entwicklungsagentur Indiens, die Defence Research and Development Organisation (DRDO), bei der Entwicklung einer Vielzahl neuer Raketensysteme ein “fortgeschrittenes Stadium” erreicht hat. Zu den Projekten gehören unter anderem Luftverteidigungssysteme sehr kurzer Reichweite (SHORAD), tragbare und andere Panzerabwehrlenkraketen, reaktionsschnelle Boden-Luft-Raketensysteme sowie ein senkrecht startendes Kurzstrecken-Luftabwehrsystem, die alle darauf abzielen, Bodentruppen und kritische Infrastrukturen vor Luftbedrohungen zu schützen.
Indiens bisher wichtigste Raketentestanlage befindet sich auf der Dr. Abdul Kalam Insel, die früher als Wheeler-Insel bekannt war, vor der Küste des östlichen Bundesstaates Odisha. Dort wurden Raketen wie die Agni, Prithvi, Brahmos, Astra und Nirbhay getestet, die in Indien hergestellt wurden.
Im Mai führte Indien von der Odisha-Anlage aus Tests mit einem neuen raketenunterstützten Torpedosystem mit der Bezeichnung ‘SMART’ durch. Dieses Torpedo-System der nächsten Generation soll die U-Boot-Abwehrfähigkeiten der indischen Marine verbessern und verfügt über eine erhebliche Reichweite, die weit über das konventionelle Maß eines leichten Torpedos hinausgeht. Nach Aussage des Verteidigungsministers wird das Torpedo nach einem Raketenflug von bis zu 643 Kilometern ins Wasser abgelassen und verfügt dann noch über eine eigenständige Reichweite von 20 Kilometern mit einem 50-Kilogramm-Sprengkopf.
Die südasiatische Nation hat ihre Anstrengungen verstärkt, um die Eigenproduktion von Waffen zu fördern und die Exporte in Drittländer zu steigern. Seit 2017 haben sich Indiens Militärexporte verzehnfacht. Im letzten Jahr beliefen sich diese auf 210 Milliarden Rupien (ungefähr 2,29 Milliarden Euro), mit dem Ziel von Premierminister Modi, diesen Wert auf 500 Milliarden Rupien zu steigern. Laut Hindustan Times exportiert Indien derzeit Rüstungsgüter, einschließlich Raketen, fortgeschrittene leichte Hubschrauber, Patrouillenboote, persönliche Schutzausrüstung, Überwachungssysteme und Radaranlagen in rund 85 Länder.
Vergangene Woche genehmigte die indische Regierung auch die Beschaffung von zwei atomgetriebenen Angriffs-U-Booten für schätzungsweise 450 Milliarden Rupien, die Teil einer längerfristigen Strategie sind, um China entgegenzuwirken. Berichte deuten jedoch darauf hin, dass es 10-12 Jahre dauern könnte, bis das erste U-Boot einsatzbereit ist. Darüber hinaus hat Indien zugestimmt, 31 bewaffnete MQ-9B Predator-Drohnen aus den USA für beinahe 4 Milliarden US-Dollar zu erwerben.
Mehr zum Thema – Entdollarisierung: Russland erwirbt indische Waffen im Wert von 4 Milliarden US-Dollar