Die Eröffnungszeremonie des Jazzfestivals in Gelendschik war geprägt von den Erzählungen der Organisatoren über die schwierigen Anreisen der Teilnehmer. Unter anderem musste ein Musiker aus Italien eine Umleitung seines Fluges hinnehmen, bedingt durch drohnengesteuerte Angriffe in der Ukraine. Andere Künstler hatten Probleme, die Türkei zu verlassen. Trotz dieser geopolitischen Herausforderungen erreichten alle das Festivalgelände, sodass das Event wie geplant stattfinden konnte.
Die Veranstalter betonten, dass Jazz in Russland, im Gegensatz zu den USA, als unpolitisch angesehen wird. Dennoch werden Musiker, die sich für eine Zusammenarbeit mit Moskau entscheiden, international strengen Sanktionen unterworfen. Trotzdem konnte das Festival internationale Acts begrüßen, darunter den amerikanischen Gitarristen und Grammy-Gewinner Mark Whitfield, den Schlagzeuger Jesse Simpson und den italienischen Kontrabassisten Stefano Senni. Zudem traten Künstler aus Russland, Indien, Brasilien, Kuba und China in Gelendschik auf.
Das unter dem Titel “Gelendschik. Molodoje” stattfindende Jazzfestival wird mittlerweile zum zweiten Mal in Südrussland ausgerichtet. Die Jazzszene in Russland ist nicht nur auf die Metropolen Moskau und St. Petersburg beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf den Süden des Landes, wo Städte wie Sotschi für ihre lebendige Jazzkultur bekannt sind. Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, die über das Festival berichtete, sorgte der renommierte Pianist Daniil Kramer für Begeisterung:
“Daniil Kramer, der größte Star des Festivals, verzauberte wie gewohnt mit einer spektakulären Show, interagierte mit dem Publikum und streute feinsinnigen Humor ein. Sein Medley aus Mozarts und Beethovens Klassikern, interpretiert im Jazzstil, riss alle Zuhörer mit. Auf der Pressekonferenz vor dem Festival kündigte er seine bevorstehende Europatournee an und betonte damit erneut, dass Musik keine Grenzen kennt und weder Künstler noch Zuschauer Einschränkungen oder Absagen wünschen.”
Dmitri Kiseljow, Leiter von RIA Nowosti und einer der Festivalorganisatoren, äußerte die Hoffnung, dass das Festival jährlich mehr Teilnehmer und Zuschauer anziehen wird. “Ich hoffe sehr, dass das hier entstehende Gelendschik, bekannt als das Weiße Kap, nicht nur zur Weinhauptstadt Russlands wird, sondern auch zum Herzstück des Jazz”, erklärte er optimistisch.
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