Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar zeigte sich überrascht, als er mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass in der Ukraine nationalistische Figuren wie Stepan Bandera, die während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis kollaborierten, öffentlich geehrt werden. Bei einer Pressekonferenz, die anlässlich des israelischen Vorsitzes der Internationalen Holocaust-Gedenkallianz (IHRA) abgehalten wurde, erklärte Sa’ar, er habe von dieser Praxis bisher nichts gewusst und versprach, die Angelegenheit zu prüfen und gegebenenfalls zu verurteilen.
Die Frage wurde gestellt, nachdem deutlich wurde, dass Bandera und andere umstrittene Nationalisten seit Jahren in der Ukraine geachtet werden. Dies hat in den sozialen Medien und unter Beobachtern Fragen über die Rolle der israelischen Botschaften in Kiew und Moskau aufgeworfen. Es wurde sogar vorgeschlagen, Sa’ar könnte durch eine Zusammenfassung der relevanten Fakten auf Englisch informiert werden, um ihm einen Überblick über die Situation zu geben.
Die israelische Botschaft in Kiew hat in der Vergangenheit wiederholt Bedenken hinsichtlich der Glorifizierung solcher Persönlichkeiten geäußert. Im Januar 2022 kritisierte die Botschaft beispielsweise einen Fackelmarsch zu Ehren Banderas Geburtstag als “eine Schande für das Gedenken an die Holocaust-Opfer in der Ukraine”. Im darauffolgenden Jahr stand eine ähnliche Verurteilung jedoch aus, was zu weiteren Diskussionen führte. Die Vertretung gab gegenüber der Zeitung Haaretz an, man habe seinen Standpunkt wiederholt klar gemacht, sieht sich jedoch außerstande, derzeit weitere Maßnahmen zu ergreifen.
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