Netanjahus feste Haltung zum Philadelphi-Korridor und die Auswirkungen auf den Friedensprozess

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte am Mittwochabend in Jerusalem seine Entschlossenheit, israelische Truppen dauerhaft am Philadelphi-Korridor zu stationieren. Dieser etwa 14 Kilometer lange Grenzstreifen zwischen dem Gazastreifen und Ägypten spielt eine kritische Rolle dabei, den Waffenschmuggel durch die Hamas zu unterbinden. „Die Freigabe des Philadelphi-Korridors würde die Freilassung der Geiseln nicht fördern“, erklärte er gegenüber Journalisten.

Damit ein langfristiger Waffenstillstand erreicht werden kann, bedarf es nach Netanjahus Ansicht Garantien, dass die Führung im Gazastreifen nach Beendigung des Konflikts den Korridor nicht für den Schmuggel von Waffen und Gütern nutzen wird.

Netanjahu wird jedoch von Kritikern beschuldigt, die Bedeutung des Philadelphi-Korridors übermäßig zu betonen, um eine Waffenruhe zu verhindern. Sie argumentieren, dass Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner jede Vereinbarung mit der Hamas ablehnen würden, was die Regierungskoalition gefährden könnte. Selbst innerhalb seines Sicherheitsapparates gibt es viele, die überzeugt sind, israelische Truppen könnten bei Bedarf gezielte Maßnahmen ergreifen, um jeglichen Schmuggel am Korridor zu stoppen. Netanjahu hat aufgrund seines Zögerns in den Verhandlungen mit der Hamas starke Kritik in Israel erfahen.

Neu veröffentlichte Dokumente enthüllen ausführlich, wie Netanjahu einen Ende Mai erstellten Entwurf für ein Abkommen mit der Hamas modifiziert hat, um Kompromisse zu umgehen. Ein besonders heikler Punkt in diesen Änderungen ist die Frage der Kontrolle über den Philadelphi-Korridor. Während der ursprüngliche Entwurf den „vollständigen Rückzug israelischer Streitkräfte aus dem Gazastreifen“ vorsah, zeigt eine Ende Juli hinzugefügte Karte, dass israelische Truppen weiterhin dort verbleiben sollen.

Trotz der bestehenden Differenzen haben die Israelis laut US-Beamten kürzlich einen Vorschlag unterbreitet, der eine erhebliche Reduzierung ihrer Präsenz in diesem Korridor vorsieht, allerdings erst in einer zweiten Phase des Abkommens. Bei einer Pressekonferenz am Montagabend betonte Netanjahu erneut seinen Standpunkt, am Verbleib israelischer Kräfte festzuhalten.

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