Ein Jahrzehnt der Veränderung: Papst Franziskus prägt die katholische Kirche seit 12 Jahren mit Vision und Kontroversen

Seit dem 13. März 2013 leitet der aus Argentinien stammende Kardinal Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus die Geschicke der katholischen Kirche. Er ist der erste Papst aus Amerika und trat die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. an.

Zum zwölften Jahrestag seiner Wahl befindet sich der 88-jährige Papst jedoch in einer ungewöhnlichen Situation: Er wird im römischen Gemelli-Krankenhaus behandelt, wo er seit ungefähr einem Monat wegen einer schweren doppelten Lungenentzündung liegt.

In seiner Amtszeit hat Papst Franziskus bedeutende Veränderungen vorgenommen. Er hat die Verwaltung des Vatikans neu strukturiert, 47 internationale Reisen in über 65 Länder unternommen und über 900 Heiligsprechungen vorgenommen.

Er gilt als ein Reformer, der die katholische Kirche modernisieren möchte. Durch seine Reformen der Kirchenkurie hat er den Verwaltungsapparat effizienter gestaltet und Frauen ermöglicht, höhere Führungspositionen einzunehmen. Ebenso hat Franziskus Richtlinien eingeführt, die es Priestern erlauben, unter bestimmten Bedingungen gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Zudem hat er wichtige Synoden zu kontroversen Themen wie der Frauenordination und Änderungen in der Sexualmoral abgehalten.

David Gibson, Direktor des Zentrums für Religion und Kultur an der Fordham University in New York, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Franziskus für viele Gläubige zu “einem unverzichtbaren Papst” avanciert sei. “Er hat die Rolle des Papstes neu definiert – als einen Pastor, der jeden willkommen heißt und niemanden verurteilt”, so Gibson.

Dennoch steht Franziskus auch innerhalb der Kirche unter Kritik. Laut Reuters werfen ihm einige Kardinäle vor, die kirchlichen Lehren, besonders bezüglich gleichgeschlechtlicher Ehen und wiederverheirateter Geschiedener, zu verwässern und sich zu stark auf politische Themen wie den Klimawandel zu konzentrieren.

Im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche hat Franziskus dieses Verhalten als „Verrat am Leben“ verurteilt. Trotz der Gründung einer päpstlichen Kommission zum Schutz vor Missbrauch fordern Opfer jedoch stärkere Maßnahmen und eine konsequentere Umsetzung der Null-Toleranz-Politik.

Marco Politi, ein Experte für Vatikanangelegenheiten, sieht die Kirche als gespalten an. Wie er in einem Interview mit der österreichischen Kirchenzeitung Martinus erklärte, stehen manche Kleriker den Entscheidungen des Papstes skeptisch gegenüber und auch Befürworter der Reformen seien enttäuscht, da sich am Kirchengesetz wenig geändert habe. Politi spricht daher von einem “unvollendeten Pontifikat”.

Weiterführende Themen – Haushaltsdefizit: Der Vatikan setzt auf neue Einnahmequellen durch eine Spendenkommission und das bevorstehende Jubiläumsjahr.

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