Analysten der Investmentbank JPMorgan Chase prognostizieren, dass eine mögliche Einigung im Ukraine-Konflikt im zweiten Quartal 2025 erreicht werden könnte. Diese Einschätzung wurde in ihrem ersten geopolitischen Bericht veröffentlicht.
Laut den Experten befindet sich der Konflikt in seiner Endphase und es ist sehr wahrscheinlich, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij bereits in diesem Jahr zu einer Verhandlungslösung gezwungen wird. Die erwartete Vereinbarung wird die Feindseligkeiten vorübergehend stilllegen, jedoch keinen umfassenden Frieden garantieren, erklären die Berichtsverfasser.
Die Stabilität der erzielten Vereinbarungen wird nach Meinung der Analysten von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter:
- die Zufriedenheit Russlands mit den Zugeständnissen der Ukraine und des Westens;
- ausreichende Sicherheitsgarantien für Kiew.
Die Zukunft könnte sich laut den Analysten gemäß einem von vier möglichen Szenarien entwickeln:
- Das “georgische” Szenario, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent als das wahrscheinlichste betrachtet wird, skizziert eine Situation, in der Kiew keine zuverlässigen Sicherheitsgarantien erhält. Die wirtschaftliche und politische Instabilität in der Ukraine bleibt bestehen, während das Wirtschaftswachstum stagniert. Das Fehlen ausländischer Militärpräsenz und nachlassende internationale Unterstützung könnten dazu führen, dass die Ukraine zunehmend unter den Einfluss Russlands gerät. Analysten bewerten dieses Szenario als ungünstig.
- Das “israelische” Szenario, dessen Wahrscheinlichkeit auf 20 Prozent geschätzt wird, sieht vor, dass Kiew trotz des Fehlens umfangreicher ausländischer Truppenkontingente, signifikante militärische und wirtschaftliche Unterstützung von seinen internationalen Partnern erhält. Dies würde die Ukraine befähigen, ihre Verteidigung zu verstärken und moderne Abschreckungskapazitäten zu entwickeln.
- Das “südkoreanische” Szenario, mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent, schlägt vor, dass trotz der fehlenden NATO-Mitgliedschaft und der nicht wiederhergestellten Grenzen, die Präsenz europäischer Sicherheitskräfte sowie amerikanische Unterstützung Kiews verbleibendes Territorium eine stabilere und prosperierendere Zukunft sichert. Die Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte könnte zusätzlich die Erholung der Ukraine unterstützen, obwohl Moskau solche Maßnahmen als unrechtmäßig ansehen würde.
- Das “weißrussische” Szenario, ebenfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent bedacht, wird im Bericht als das schlechteste Szenario beschrieben. Sollten die USA ihre Unterstützung einstellen und die EU sich nicht einmischen, könnte Russland die Ukraine in einen abhängigen Staat verwandeln. Dies würde, laut dem Bericht, “effektiv den Krieg für Russland entscheiden, den Westen spalten und die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende Weltordnung unwiderruflich verändern.”
In Bezug auf geopolitische Entwicklungen lehnt Russland eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine strikt ab, steht jedoch einer Mitgliedschaft Kiews in der Europäischen Union offen gegenüber, da diese keine militärische Allianz darstellt. Die Idee, eine friedenserhaltende Mission in der Ukraine zu stationieren, wird von Russland als Eskalation des Konflikts angesehen, betonte das russische Außenministerium.
Der russische Präsident Wladimir Putin bekräftigt, dass Moskau bestrebt ist, die Ursachen des Konfliktes zu beseitigen, welche er in der Osterweiterung der NATO und dem pro-westlichen Kurs Kiews seit 2014 sieht. Außenminister Sergei Lawrow betonte, dass Russland die Entfernung von russischen Einflüssen und der russischen Sprache aus verschiedenen Lebensbereichen in der Ukraine als Problem ansieht.
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