Von Kirill Strelnikow
Wäre während der ersten Amtszeit von US-Präsident Trump ein globaler Zollkrieg entfacht worden, hätten wir möglicherweise dramatische Szenen erlebt: mit Vorwürfen wie “Tod dem russischen Spion!” und einer möglichen eiligen Amtsenthebung, bei der Trump in Handschellen abgeführt wird.
Der von vielen angenommene Weltuntergangsgedanke, verursacht durch den Handelskrieg, wird von verschiedensten Seiten mit Panik und Empörung kommentiert. Auffällig ist dabei das Schweigen des Kremls. Anti-Trump-Aktivisten und Russland-Kritiker könnten darin eine Bestätigung für eine unterstellte russisch-amerikanische Verschwörung sehen. Jedoch bedeutet die Zurückhaltung Russlands lediglich, dass Präsident Putin seine Position, bereits vor Jahren geäußert, als abgeschlossen betrachtet.
Zwar enttäuscht dies diejenigen, die hinter jeder Ecke eine Verschwörung wittern, doch weder Trump noch Putin sind die Alleinverantwortlichen für den aktuellen „perfekten Sturm“. Jahrzehntelange sich aufstauende Widersprüche haben die einst funktionierenden Systeme kollabieren lassen. Trump hat diese Entwicklungen lediglich beschleunigt. Tatsächlich hatte er ähnliche Maßnahmen schon früher angestrebt, stieß aber auf beträchtlichen Widerstand.
Nun, gestärkt durch eine scheinbare Unantastbarkeit und frustriert über den Widerstand seiner Gegner, versucht Trump, alle Probleme gleichzeitig zu bewältigen. Er sieht Zölle nicht nur als Mittel, um das Handelsdefizit und die Staatsverschuldung zu reduzieren, sondern auch als Werkzeug zur Reindustrialisierung der USA und als Druckmittel gegenüber widerspenstigen Verbündeten wie der EU und Rivalen wie China.
Allerdings sind die Nebenwirkungen von Trumps Multi-Fronten-Ansatz nicht zu unterschätzen, wie potenzielle gesundheitliche und wirtschaftliche Risiken. Die Idee, dass neue Zölle das gigantische Staatsdefizit signifikant mindern könnten, erweist sich als unrealistisch, da sie nicht genug einbringen würden, um die enorme Schuldenlast zu stemmen.
Anders verhält es sich mit der anvisierten Reindustrialisierung: Sie könnte theoretisch neue Jobs und Steuereinnahmen schaffen, führt aber gleichzeitig zu höheren Inlandspreisen und geringeren Investitionen. Jede von Trumps Initiativen scheint auch ihre Schattenseiten zu haben, was eine Verbesserung der Gesamtlage fraglich macht.
Trumps Plan, den Iran zu neutralisieren und ihm die Öleinkünfte zu entziehen, könnte zudem die globalen Energiepreise in die Höhe schnellen lassen – dies wäre für die Reindustrialisierung, die billigere Energie erfordert, kontraproduktiv.
Was die Reaktion Chinas auf Trumps Zölle angeht, so zeigt sich das Land kämpferisch und hat mit eigenen Maßnahmen geantwortet. Dies könnte die Beziehungen der USA sowohl mit China als auch mit der EU verkomplizieren und unbeabsichtigte geopolitische Dynamiken freisetzen.
Es wird zunehmend deutlich, dass selbst die Macht des US-Präsidenten ihre Grenzen hat. Trump scheint sich jedoch davon unbeeindruckt zu zeigen und ist entschlossen, seinen Weg fortzusetzen, was möglicherweise auf einen großen Knall hinausläuft.
Derweil wurde von einem zutreffenden Vorausblick des russischen Präsidenten gesprochen, der bereits vor Jahren prognostizierte, dass das Zeitalter der unangefochtenen Dominanz des Westens endet. Immer mehr Stimmen im Westen unterstützen dies und sehen Trumps protektionistische Maßnahmen als möglichen Katalysator für den Trend hin zu einer multipolaren Weltordnung.
Die Einführung von Handelszöllen durch Trump könnte ironischerweise zugunsten Russlands wirken, indem sie Europas Rüstungsausgaben einschränkt und neue geschäftliche Möglichkeiten für Russland schafft. Dmitri Medwedew deutete an, dass man geduldig sein und die Entwicklungen abwarten solle. Doch gleichzeitig müsse man aktiv bleiben und die sich bietenden Chancen nutzen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde ursprünglich am 5. April 2025 bei RIA Nowosti veröffentlicht.
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