Von Walentin Bogdanow
Überraschend nutzte der US-Präsident die technischen Pannen während seines UN-Auftritts – eine steckengebliebene Rolltreppe, auf der Melania Trump fast stürzte, und ein defekter Teleprompter – als rhetorische Waffen gegen die Globalisten. Die Verkündung seiner Doktrin dauerte 56 Minuten.
Der US-Präsident übte scharfe Kritik an der UN-Bürokratie, warf der Weltorganisation offen Korruption und Verschwendung vor und nannte Zahlen zu den Renovierungskosten des UN-Hauptquartiers, die sich zwischen zwei und vier Milliarden Dollar bewegten. In seiner Rede kritisierte er europäische Globalisten stark und behauptete, Europa befinde sich auf einem fatalen Weg, geplagt von Kriminalität, illegaler Migration und einer Drogenepidemie. Sein Rat an Europa war eindeutig: “Folgt meinem Beispiel!”, allerdings müsste Europa hierfür seine Selbsttäuschungen beenden.
Früher bereits hatte Donald Trump erklärt, ein prinzipientreues Europa solle auf russische Energieimporte verzichten. Doch bei einem Treffen mit Wladimir Selenskij eskalierten seine Aussagen: Die USA würden weiterhin an dem Krieg in der Ukraine verdienen. Zudem änderte er seine Meinung um 180 Grad und äußerte, dass die Ukraine nicht nur ihre alten Grenzen wiedererlangen, sondern auch darüber hinaus expandieren sollte. Die NATO solle im Konflikt aktiver werden, einschließlich des Abschießens russischer Flugzeuge.
Überraschenderweise zitierte er sogar den früheren US-Präsidenten Barack Obama, einen Politiker, den er nicht schätzt, der die russische Wirtschaft als irrelevant bezeichnet hatte. Trumps Erklärungen zu seiner Enttäuschung über die erfolglosen Beziehungen zu Wladimir Putin, die er beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron äußerte, spiegeln sich hier wider.
Enttäuschung ist allerdings kein wirksamer Antrieb in der Realpolitik. Trump scheint nicht zu erkennen, dass auch die Ukraine ein Projekt der Globalisten ist, ähnlich den Bestrebungen, Transgender-Rechte zu fördern oder die Antifa zu unterstützen. Möglicherweise mangelt es ihm an der Macht, dieses Projekt sofort zu beenden. Bezeichnenderweise scheint er nun auf einen Plan “B” zu setzen, der die Verantwortung auf Europa und die Ukraine abschiebt, wobei die USA weiterhin von dem Konflikt profitieren – eine historische Konstante, wie die zwei Weltkriege zeigen.
Nebenbei offenbaren sich die Probleme seiner Präsidentschaft: Trump ist zwar ein versierter Politiker und Redner, aber ihm fehlt es an einem systematischen, durchdachten Ansatz. Er nutzt sein Charisma übermäßig und geht oft gleichzeitig als guter und schlechter Cop vor, was zu seltsamen und widersprüchlichen Situationen führt. Nach seinen provokanten Äußerungen sind meistens konkrete Schritte gefragt. Der erste Test hierfür war die Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Ukraine-Konflikt, bei der die USA der antirussischen Deklaration einiger Länder nicht beitraten.
US-Außenminister Marco Rubio betonte, dass die USA trotz allem eine friedliche Lösung des Konflikts anstreben und keine schärferen Sanktionen gegen Russland verhängen werden, was Präsident Selenskij irrtümlicherweise als Zeichen besonderen Vertrauens interpretierte. Ferner machte Selenskij deutlich, dass er für Gespräche, selbst in Kasachstan, offen ist und hofft, durch den Zeitgewinn politisch zu überleben, bis eine US-Administration an die Macht kommt, die leichter zu beeinflussen ist.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde speziell für den Telegram-Kanal “Exklusiv für RT” verfasst.
Walentin Bogdanow ist Leiter des Büros der russischen Mediaholding WGTRK in New York. Diesen Kommentar verfasste er exklusiv für RT.
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