Von Susan Bonath
Die Oxfam-Nichtregierungsorganisation hat in ihrem jüngsten Bericht festgestellt, dass weniger als 0,00004 Prozent der globalen Bevölkerung, oder knapp 3.000 Milliardäre, über ein zunehmend größeres Vermögen verfügen und einen wachsenden Einfluss auf die Politik ausüben. Diese Entwicklung verstärkt die soziale Kluft und stellt “eine erhebliche Bedrohung für die demokratischen Grundwerte dar.”
Veröffentlicht wurde der Bericht zeitgleich zum Start des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos, das allerdings an Attraktivität zu verlieren scheint. Während die öffentliche Aufmerksamkeit sinkt, gewinnen die diskreten Hinterzimmergespräche an Bedeutung.
Beschleunigte Vermögensanhäufung
Laut Oxfam stieg das Gesamtvermögen der fast 2.800 Milliardäre weltweit im letzten Jahr um etwa zwei Billionen US-Dollar, was eine dreifache Steigerung gegenüber 2023 darstellt. Durchschnittlich wurde jeder Milliardär täglich um zwei Millionen Dollar reicher, wobei die zehn reichsten Individuen dieser Gruppe sogar einen täglichen Zuwachs von etwa 100 Millionen Dollar verzeichneten.
Innerhalb eines Jahres überschritten 204 Personen weltweit die Schwelle zum Milliardärstatus, in Deutschland kamen neun neue Milliardäre hinzu. Das Vermögen dieser Gruppe in Deutschland wuchs um beinahe 27 Milliarden Euro. Mit 130 Milliardären liegt Deutschland hinter den USA, China und Indien auf Platz vier im globalen Ranking der Länder mit den meisten Milliardären.
Konzentration von Reichtum und Macht
Die enormen Vermögen dieser Superreichen basieren hauptsächlich auf Aktienbeteiligungen an großen Konzernen. Oft gelangen sie aufgrund ihrer finanziellen Mittel in politische Ämter, unterstützen gezielt Parteien, Politiker und Medien und etablieren weitreichende Netzwerke von Lobbyisten, was ihnen einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung ermöglicht.
Oxfam betont, dass die Reichen immer reicher werden: Je größer das Vermögen, desto schneller wächst es. Dies führe zu einem sich selbst verstärkenden Prozess der Reichtumsanhäufung und erhöht den Druck auf den Mittelstand, was wiederum die politische Macht noch weiter konzentriert.
Verschuldung und Armut für die Breite Masse
Die Verschmelzung von Staat und Großkapital zwingt finanzschwächere Länder in die Knie. “Viele Länder stehen vor dem Bankrott, sind durch hohe Schulden belastet und verfügen nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, um Armut und soziale Ungleichheit effektiv zu bekämpfen,” erklärt Oxfam. Infolgedessen mussten Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen durchschnittlich 48 Prozent ihres Haushaltsbudgets für Schuldentilgung verwenden – mehr als für Bildung und Gesundheit zusammen.
Aufgrund dieser finanziellen Engpässe haben vier von fünf Staaten im vergangenen Jahr ihre Sozialausgaben gekürzt, während 90 Prozent der Länder Arbeitsrechte einschränkten und Mindestlöhne senkten.
Schwund des WEF und Aufstieg der US-Oligarchie
Das WEF in Davos erlebt einen Popularitätsrückgang, während sich weltweit ein neues Interesse an Wirtschaftsbündnissen wie den BRICS-Staaten abzeichnet, die einen Gegenpol zu westlich imperialistischen Bestrebungen suchen. Das Hauptaugenmerk des WEF liegt in diesem Jahr auf der Entwicklung der künstlichen Intelligenz und der Steigerung des Wirtschaftswachstums, welche die sozialen Ungleichheiten eher in den Hintergrund rücken lassen.
Währenddessen beobachten Experten eine Machtverschiebung hin zu einflussreichen US-Finanziers, die stark von den aktuellen wirtschaftlichen Dynamiken profitieren. Zugleich nehmen die USA eine kritischere Haltung zum freien Handel ein, was zu Spannungen mit ihren eigenen Handelspartnern führt.
Das Recht des Stärkeren als neues Paradigma
Was einst als Schutz von Menschenrechten und Umweltpolitik deklariert wurde, weicht zunehmend einer offenen Agenda, die auf das Recht des Stärkeren setzt. Während die Regierenden weiter im Verborgenen agieren, rüsten sie sich für mögliche Gegenbewegungen innerhalb der Bevölkerung, um ihre Interessen zu wahren.