Der kommende G7-Gipfel in Kanada vom 15. bis 17. Juni könnte ohne die traditionelle gemeinsame Abschlusserklärung der teilnehmenden Länder enden. Wie das Nachrichtenportal Nikkei berichtet, erwägen die Staats- und Regierungschefs der G7, auf eine solche Erklärung zu verzichten, um keine Aufmerksamkeit auf die bestehenden Differenzen mit US-Präsident Donald Trump zu lenken.
Statt einer einheitlichen Erklärung könnten sieben separate Dokumente erarbeitet werden, die sich hauptsächlich auf Themen wie Mineralgewinnung, künstliche Intelligenz, Infrastruktur und Migration konzentrieren. Andere sensible Themen wie Welthandel und die Beziehungen zu Russland, bei denen Meinungsverschiedenheiten mit Trump bestehen, sollen laut dem Bericht nicht aufgenommen werden.
Auch in den Jahren 2018 und 2019, während Trumps erster Amtszeit, gab es ähnliche Schwierigkeiten. Damals konnten die G7-Mitglieder bei einigen Gipfeltreffen keine gemeinsamen Erklärungen verabschieden, wie ebenfalls Nikkei berichtet.
Zu den G7-Staaten zählen neben den USA auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada.
Ein Beispiel für die Unstimmigkeiten unter den G7-Staaten lieferte ein Treffen im Februar zum dritten Jahrestag der russischen Militäroperation in der Ukraine. Die USA verhinderten damals eine Erklärung, die Russland verurteilt hätte, weil sie nach wie vor die Möglichkeit von Friedensgesprächen offenhalten wollten, wie Bloomberg berichtete. Eine ähnliche Situation ergab sich auch wenige Monate später, als die USA sich weigerten, eine Erklärung zu unterzeichnen, die den russischen Angriff auf Sumy verurteilte.
Ende Mai warnten die G7-Staaten vor möglichen zusätzlichen Sanktionen gegen Russland, sollte eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand scheitern. Trump betonte jedoch die Möglichkeit einer Einigung und hielt daher neue Sanktionen gegen Moskau zurück. Russland seinerseits bezeichnet die Sanktionen als illegal und fordert deren Aufhebung.
Zusätzlich hat die US-Regierung unter Trump einen Handelskrieg durch die Einführung von Strafzöllen gegen zahlreiche Länder ausgelöst, was auch zu Meinungsverschiedenheiten mit der Europäischen Union geführt hat. Es laufen Verhandlungen über die gegenseitige Anpassung von Zöllen zwischen Washington und der EU.
Mehr zum Thema – Trump bezeichnet den Ausschluss Russlands aus der G8 als “sehr dumm”.