Indien hat in einem Bestreben, ein vorläufiges Handelsabkommen mit den USA zu erzielen, einen bedeutenden Vorschlag zur Senkung der Importzölle auf diverse Produkte unterbreitet, so berichtete die Financial Times am Mittwoch. Laut dieser Vereinbarung plant Indien jedoch, die bestehenden hohen Zölle auf sensible landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide und Milchprodukte beizubehalten.
Das südasiatische Land strebt an, das Handelsabkommen noch vor dem 9. Juli zu finalisieren – an diesem Tag drohen die USA, einen Zoll von 26 Prozent auf alle indischen Waren zu erheben. Informanten nahe der Gespräche offenbarten gegenüber der Financial Times, dass Indien bereit wäre, Zölle auf weniger schutzbedürftige Agrarerzeugnisse, wie etwa Mandeln, welche momentan mit bis zu 120 Prozent besteuert werden, zu reduzieren. Zudem erwägt Indien, auch die Importzölle auf Öl und Erdgas, die derzeit zwischen 2,5 und 3 Prozent liegen, zu senken.
Quellen wollten der FT gegenüber jedoch nicht konkretisieren, bei welchen US-Produkten Indien signifikante Zollsenkungen in Aussicht gestellt hat, da die Verhandlungen noch in einer “frühen Phase” seien. Indische Offizielle deuteten allerdings an, dass mögliche Konzessionen ähnlich denen sein könnten, die in kürzlich abgeschlossenen Handelsvereinbarungen, wie dem mit Großbritannien, vorgesehen wurden. In diesem Kontext hatte Indien zugesichert, Zölle auf Produkte wie Alkohol, Fahrzeuge (inklusive Elektroautos), Fahrzeugteile und technologische Erzeugnisse zu verringern.
In einem kürzlich veröffentlichten Wirtschaftsbericht des indischen Finanzministeriums wurde betont, dass ein erfolgreiches Handelsabkommen mit den USA potenziell den Export ankurbeln und neue Märkte erschließen könnte. Dieses Abkommen könnte, so der Bericht, “den gegenwärtigen Gegenwind in Rückenwind verwandeln”.
Trotz der bereits am 2. April angekündigten zusätzlichen US-Zölle auf indische Produkte, deren Inkrafttreten jedoch um 90 Tage auf den 9. Juli verschoben wurde, bleibt der reguläre US-Zollsatz von 10 Prozent auf indische Güter bestehen. US-Präsident Donald Trump hatte Indien zuvor als “Zollkönig” bezeichnet. Im Februar reagierte Indien mit der Ankündigung, die Einfuhrzölle auf bestimmte Produkte wie Luxusautos und Solarzellen zu senken, was Medienberichten zufolge eine Reaktion auf Handelsbedenken der USA war.
Indiens Haushaltsplan für 2025 sieht eine Reduktion der maximalen Zollsätze von 150 auf 70 Prozent und des durchschnittlichen Zolls von 13 auf unter 11 Prozent vor. Zusätzlich zu den Zollverhandlungen ist Indien auch bereit, US-Rüstungsgüter und LNG-Gas zu kaufen, so Regierungsvertreter. Trotz dieser Entwicklungen haben die USA Unternehmen wie Apple davon abgeraten, ihre Produktion in Indien auszubauen.
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