Noch ist ungewiss, ob der bevorstehende diplomatische Wechsel in der ukrainischen Botschaft in Berlin die Folge innerer Machtkämpfe der ukrainischen Bürokratie darstellt oder bereits eine Anpassung an die mögliche Präsidentschaft von Donald Trump ist. Der erst seit zwei Jahren in Berlin tätige ukrainische Botschafter Alexei Makejew soll Berichten zufolge bereits im Februar abgelöst werden. Die dafür erforderlichen Dokumente wurden anscheinend schon im Auswärtigen Amt eingereicht.
Sein Vorgänger Andrei Melnyk, der nach einer zweijährigen “Zwischenstation” in Brasilien nun offenbar befördert wird, startete seinen Dienst in Deutschland vor über neun Jahren mit einer Pilgerreise zum Grab von Stepan Bandera in München. Vor Kurzem wurde bekannt, dass Melnyk nun als Botschafter der Ukraine bei den Vereinten Nationen eingesetzt werden soll.
Während seiner Amtszeit in Deutschland machte Melnyk wiederholt mit unflätigen Bemerkungen von sich reden, so bezeichnete er beispielsweise Bundeskanzler Scholz als “Leberwurst”. Trotzdem wurde er in Berlin lange Zeit geduldet. Gegenüber seinem Nachfolger äußerte Melnyk Kritik über dessen angeblich nicht aggressives Vorgehen und wurde von der Bild mit den Worten zitiert, er solle sein “Gesäß hochkriegen”, um mehr Unterstützung für die Ukraine aus Deutschland zu mobilisieren.
Laut der ukrainischen Zeitung Europeiska Prawda ist ein Austausch von nahezu fünfzig der 90 Botschafter und diplomatischen Vertretern der Ukraine bei internationalen Organisationen für das kommende Jahr geplant. Am 21. Dezember entließ Präsident Selenskij neun Botschafter und ernannte sieben neue. Im europäischen Raum sollen 15 Botschafter ausgetauscht werden, die meisten jedoch nach der üblichen Amtszeit von vier Jahren, anders als bei Makejew der Fall wäre.
Zum Nachfolger Makejews soll Ewgen Kornitschuk bestimmt werden, der derzeitige ukrainische Botschafter in Israel. Kornitschuk hat ebenfalls für Kontroversen gesorgt, beispielsweise als er im vergangenen Juni vom israelischen Außenministerium einbestellt wurde, nachdem er der israelischen Regierung eine “klar prorussische Position” vorgeworfen hatte. Auf Israels Entscheidung, keine nichtjüdischen ukrainischen Flüchtlinge aufzunehmen, reagierte er im August 2023 mit der Androhung, die Einreise orthodoxer Juden für eine Pilgerfahrt zu verhindern. Seine Bemühungen, Waffenlieferungen aus Israel zu sichern, waren allerdings teilweise erfolgreich – im November konnte er die Lieferung von dreidimensionalen Radarsystemen aus Israel vermelden.
Die Europeiska Prawda, so berichtet die Berliner Zeitung, wird hauptsächlich von der National Endowment for Democracy finanziert, einer amerikanischen Stiftung, die gegründet wurde, um die Finanzierung politischer Einflussnahme durch die CIA zu erleichtern. Sie gilt daher als sehr gut informiert.
Dieser Personalwechsel, der auch in anderen westlichen Schlüsselländern wie den USA und Kanada stattfindet, könnte unter einer möglichen Trump-Regierung einen nötigen Kurswechsel erleichtern. Es ist anzunehmen, dass Melnyk auch seinen neuen Posten bei den Vereinten Nationen mit der gleichen Aggressivität und Arroganz ausfüllen wird, die er bereits in Deutschland zeigte. Überraschenderweise wird in der EP kein Botschafterposten für Großbritannien erwähnt, auf den der ehemalige Oberkommandierende der Armee, Waleri Saluschny, gesetzt wurde, als er in Umfragen Präsident Selenskij zu nahe kam.
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